Start in Großbritannien: 90-Jährige erhält als erste Corona-Impfung
Großbritannien hat als erstes westliches Land eine Impfkampagne gegen das Coronavirus gestartet. Den Anfang machte die 90-jährige Großmutter Margaret Keenan: Sie erhielt Montagfrüh um 07.31 Uhr (MEZ) in Coventry die Spritze mit dem Wirkstoff der Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech. Keenan ist der erste Mensch, der außerhalb einer klinischen Studie das Medikament bekam, auf dem die Hoffnungen zur Eindämmung der Pandemie liegen.
Großbritannien startet vor anderen Ländern
"Ich fühle mich unglaublich privilegiert die erste Person zu sein, die gegen Covid-19 geimpft wird", sagte die Seniorin. Großbritannien ist in Europa mit über 61.000 Toten das von der Lungenkrankheit Covid-19 am stärksten betroffene Land. Es hat noch vor anderen europäischen Ländern und den USA das Pfizer/Biontech-Medikament für Massenimpfungen zugelassen.
Zuerst sollen nun über 80-Jährige, Mitarbeiter in Pflegeheimen sowie besonders gefährdetes medizinisches Personal den Impfstoff erhalten.
Durch Notzulassung eine Freigabe
Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) hatte vergangene Woche dem Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer eine Notfallzulassung erteilt. Großbritannien kann somit nun früher als alle anderen EU-Staaten mit Massenimpfungen starten.
Eine solche Notzulassung steht allen EU-Mitgliedern frei, diese haben jedoch darauf verzichtet.
Die britische Zulassung für den Impfstoff BNT162b2 ist die erste weltweit. Premier Boris Johnson nannte die Notfallzulassung "fantastisch".
Zeitplan
Die Europäiche Arzneimittel-Agentur EMA will bis spätestens 29. Dezember ihre Empfehlung zum Antrag auf eine bedingte Marktzulassung abgeben, den die Mainzer Firma Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer für ihr Präparat eingereicht haben.
Eine Sondersitzung zu dem Moderna-Wirkstoff soll spätestens am 12. Jänner folgen.
Sollte die Behörde grünes Licht geben, kann die EU-Kommission die Vermarktung für alle Mitgliedsländer genehmigen. Die Kommission folgt in der Regel der Ema-Empfehlung. Statt der sonst üblichen 22 Tage wolle sich die Kommission nur einen Tag lang mit den EU-Ländern beraten.
In den USA hatten die Partner BioNTech und Pfizer bereits Ende November eine Notfallgenehmigung für ihr Vakzin beantragt. Sie rechnen mit grünem Licht bis Mitte Dezember.
Knapp Drittel der Bevölkerung
50 Kliniken sollen als Impfzentren dienen. Die logistische Herausforderung ist groß, weil das Mittel bei minus 70 Grad Celsius gekühlt werden muss.
Insgesamt hat das Land 40 Millionen Dosen bestellt. Weil pro Person zwei Impfungen nötig sind, können damit 20 Millionen Briten geimpft werden, etwas weniger als ein Drittel der Bevölkerung.
In Großbritannien erhalten Geimpfte eine Impfkarte als Nachweis, die gleichzeitig als Erinnerung an den zweiten Impftermin rund drei Wochen nach dem ersten erinnern soll. Für die meisten Menschen werde es jedoch noch weit bis ins neue Jahr dauern, bis sie geimpft werden könnten, hieß es vom nationalen Gesundheitsdienst NHS.
Auch Impfungen anderer Konzerne stehen in mehreren Ländern kurz vor Abschluss des Zulassungsprozesses. In Deutschland rechnet Kanzleramtschef Helge Braun damit, dass mit Massenimpfungen im kommenden Jahr begonnen werden kann. Die Ständige Impfkommission empfiehlt, alte Menschen, Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen sowie das Personal in Notaufnahmen, in der Transplantationsmedizin und der Altenpflege zuerst gegen das Coronavirus zu immunisieren.
Als erstes europäisches Land hatte Russland am Samstag in Moskau mit groß angelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Auch in China wird bereits geimpft. Dabei werden zunächst jeweils Impfstoffe heimischer Hersteller verwendet.