Politik/Ausland

Einbruch bei Umfragen: Trumps Wahlkampf gerät gefährlich ins Schlingern

Texas ist der zweitgrößte Bundesstaat der USA, in den Schlachtplänen der Wahlkampfmanager aber spielt es kaum eine Rolle. Seit Jahrzehnten Hochburg der Republikaner, liefert es für deren Präsidentschaftskandidaten verlässliche Mehrheiten, ohne sich dort auch nur blicken zu lassen.

Fans und Geldgeber

Umso bemerkenswerter, dass Donald Trump schon jetzt, vier Monate vor der Wahl, mit großem Getöse nach Texas reist, um sich dort Fans, aber auch Geldgebern zu präsentieren.

Ein Blick auf die jüngsten Umfragedaten macht deutlich, warum. Trump ist nicht nur in US-weiten Umfragen weit hinter seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden zurückgefallen, auch in Texas liegt er durchschnittlich fünf Prozent hinter dem ehemaligen Vizepräsidenten.

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Ähnlich sieht es in anderen traditionell republikanischen Bundesstaaten wie Kansas oder Montana aus.

Vertrauen verloren

Dazu kommt, dass Trump in Kernfragen das Vertrauen der Wähler verliert. Wirtschaftskompetenz, das ist traditionell die Stärke republikanischer Kandidaten, und gerade Trump hatte geplant, seinen Wahlkampf mit dem wirtschaftlichen Boom der vergangenen Jahre zu bestreiten. Der ist mit der Eskalation der Pandemie längst dahin – und mit ihm auch das Vertrauen der Wähler in die Fähigkeiten des Präsidenten.

Warnungen bleiben ungehört

Derzeit trauen mehr Wähler Biden zu, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen als Trump. Da helfen auch die jüngsten Warnungen von Vizepräsident Mike Pence vor dramatischen Steuererhöhungen und einer „Zerstörung der Wirtschaft“ durch einen Demokraten im Weißen Haus nichts.

Lieber einen Jasager

Wie angespannt die Stimmung in Trumps Wahlkampfteam ist, zeigt auch die jüngste Personalrochade. Wahlkampfmanager Brad Parscale wurde degradiert.

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Insider aus dem Team erzählen US-Medien, dass Parscale sich zu sehr in den Vordergrund gespielt und zu eigenständig agiert habe. Sein bisheriger Stellvertreter, Bill Stepien, übernimmt. Er gilt als treuer Pflichterfüller, der dem Präsidenten nicht im Wege steht. Trump gilt seit dem Wahlkampf 2016 ohnehin als sein eigener Wahlkampfmanager. Wirklich Einfluss auf ihn soll auch in Wahlkampf-Angelegenheiten nur Schwiegersohn Jared Kushner haben.

Wieder "Amerika zuerst"

In die Enge getrieben, scheint Trump entschlossen, wie schon 2016 vor allem auf die eigene Basis zu setzen – und die schätzen Trump vor allem wegen seiner heftigen Attacken gegen „radikale Linke“ und das Versprechen, hart gegen diesen „gesetzlosen Mob“ durchzugreifen. „Er will dorthin zurück, womit er punktet“, meint ein Berater gegenüber Reuters: „Recht und Gesetz und Amerika zuerst“.Konrad Kramar