Prag und Moskau spielen Kalter Krieg
Es ist ein diplomatischer Schlagabtausch mit ungewöhnlicher Härte. 48 Stunden hatte Prag am Wochenende jenen 18 russischen Diplomaten zur Ausreise gegeben, die man zu „unerwünschten Personen“ erklärt hatte. Moskau konterte mit der Ausweisung von 20 tschechischen Diplomaten, gab ihnen aber nur 24 Stunden Zeit, um zu verschwinden.
Anlass für die Affäre ist der Anschlag auf ein Munitionsdepot in Tschechien vor sieben Jahren, in das zwei russische Agenten verwickelt sein sollen – es sind dieselben, die auch den Giftanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien verübt haben sollen.
"Botschaft lahmgelegt"
Die Begleitmusik dazu ist auch alles andere als freundlich. „Völlig unverhältnismäßig“, ärgerte sich Tschechiens Vizepremier Jan Hamáček, schließlich sei die tschechische Botschaft in Moskau viel kleiner. „Lahmgelegt“ habe Moskau damit die Botschaft und mit ihr die gesamte diplomatische Arbeit Tschechiens in Russland, erläutert der ehemalige tschechische Außenminister Cyril Svoboda gegenüber der Zeitung Lidové Noviny. Tschechische Diplomaten rechnen mit weiteren Ausweisungen russischer Diplomaten.
In Moskau unterstreicht man die eigene Kampfbereitschaft mit groben Beschimpfungen. „Schande, Parade des Verfalls“ nennt die Sprecherin des Außenministeriums, Marija Zacharová, das tschechische Vorgehen.
Russland ausgeschlossen
In Prag setzt man nun konkrete wirtschaftliche Schritte gegen Russland. Für den geplanten Ausbau des mährischen AKW Dukovany hat sich neben mehreren westlichen Unternehmen auch die russische Rosatom beworben. Die hat Tschechien jetzt offiziell aus dem Kreis der Bewerber ausgeschlossen.