Trump macht Ex-Botschafter Grenell zum Sondergesandten
Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, soll künftig Gesandter für Sondermissionen des designierten US-Präsidenten Donald Trump werden.
"Ric wird an einigen der heißesten Brennpunkte der Welt arbeiten, darunter Venezuela und Nordkorea", schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Online-Plattform Truth Social. "Ric wird weiterhin für Frieden durch Stärke kämpfen" und werde Amerika immer an die erste Stelle setzen, so Trump.
Im Unterschied zu vielen anderen Vertrauten und Mitstreitern von Donald Trump kann Grenell auf eine längere Karriere im Staatsdienst zurückblicken. Als er in der Ära des Präsidenten George W. Bush (2001-2009) als Sprecher von US-amerikanischen Botschaftern an den Vereinten Nationen in New York wirkte, gab er dabei einen überzeugten Neokonservativen.
In den Tagen vor Beginn des US-amerikanischen Angriffs gegen den Irak verteidigte er etwa im März 2003 wortgewaltig die als faktenwidrig geltende Begründung der Bush-Administration, das Regime von Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen und die USA müssten daher präventiv zuschlagen.
Während seiner Zeit in Berlin, wohin ihn Trump 2018 in seiner ersten Amtszeit als Präsident entsandt hatte, sparte Grenell nicht mit Kritik an der damaligen CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel und an Deutschland. Dabei ging es vor allem um Deutschlands finanziellen Beitrag zum Verteidigungsbündnis NATO. Auch danach teilte der heute 58-Jährige immer wieder gegen Deutschland aus. Als das Auswärtige Amt eine Aussage Trumps aus einem TV-Duell im Wahlkampf auf der Plattform X aufs Korn nahm, nannte Grenell den Beitrag Wahlbeeinflussung.
Der Getreue Trumps war zuvor als möglicher Außenminister gehandelt worden. Die Nominierung ging aber an Marco Rubio, einen Senator aus Florida.
Grenell bezeichnete Kurz einst als Rockstar
Mit Grenell wird Trump einen engen Bekannten von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz in ein wichtiges Amt berufen.
Noch bevor der Grenell 2018 seinen Posten als US-Botschafter antrat, hatte er auf Twitter Sympathien für Kurz signalisiert. Als amtierender Botschafter in Berlin erklärte er dann dem ultrakonservativen Onlinemedium "Breitbart", konservative Strömungen in Europa unterstützen zu wollen und outete sich als Fan des damals mit der FPÖ koalierenden ÖVP-Bundeskanzlers: "Ich denke, dass Sebastian Kurz ein Rockstar ist", sagte er im Juni 2018.
Wenige Tage später vermeldeten deutsche Medien, dass Grenell in seiner Berliner Residenz ein Mittagessen für den in der Stadt weilenden österreichischen Bundeskanzler ausrichten wolle. Die US-Botschaft in Deutschland erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Spiegel", dass die Initiative dabei von Kurz ausgegangen sei. Nach massiver öffentlicher Kritik am Termin, der den diplomatischen Gepflogenheiten nicht entsprochen hätte, wurde das Essen schließlich "aus terminlichen Gründen" abgesagt.
Keine gemeinsamen Fotos
Gemeinsame Fotos von Grenell und Kurz, der am Sonntag dem Amerikaner zu seiner baldigen Ernennung via X gratulierte, finden sich in zugänglichen Bildarchiven nicht. Beide besuchten seinerzeit jedoch Veranstaltungen des Axel-Springer-Verlags wie im Jänner 2019 den "Welt-Wirtschaftsgipfel" in Berlin oder im Februar 2020 das "Bild-Dinner" zur Münchner Sicherheitskonferenz. Auch bei letzterer hätten der US-Amerikaner und der Österreicher einander begegnen können.
"Er (Kurz, Anm.) und Ric (Grenell, Anm.) kennen sich sehr gut", bestätigte gegenüber der APA im August auch der republikanische Aktivist Matt Mowers, der damals einen Auftritt von Grenell in Österreich organisierte.