Politik/Ausland

Jetzt also doch: Scholz kandidiert für SPD-Vorsitz

Eigentlich hatte er erklärt, aus zeitlichen Gründen nicht zur Verfügung zu stehen. "Es wäre völlig unangemessen, wenn ich das als Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen machen würde. Zeitlich geht das gar nicht", sagte er kurz nach Andrea Nahles' Rücktritt in der Sendung von Anne Will. Jetzt hat es sich der deutsche Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) offenbar anders überlegt. Am Montag soll er gegenüber Parteikollegen bekannt gegeben haben, für den Vorsitz der SPD zu kandidieren.

Laut Spiegel habe er bei einer Telefonkonferenz mit den Interimsvorsitzenden Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel gesagt "Ich bin bereit anzutreten, wenn ihr das woll“. Und es scheint ganz so, als hätte dagegen niemand etwas einzuwenden gehabt, denn Scholz soll nun im Hintergrund bereits Sondierungsgespräche führen. Für einen Antritt als Doppelspitze braucht er noch eine Tandempartnerin.

Monster-Aufgabe wartet

Doch das wird wohl sein geringstes Problem sein: In der eigenen Partei hat der frühere Hamburger Bürgermeister keinen guten Stand. Beim vergangenen Parteitag kassierte er das schlechteste Ergebnis aller sechs stellvertretenden Parteivorsitzenden: 59,2 Prozent. Zudem steht er neben Ex-Parteichefin und Vertrauten Andrea Nahles ebenfalls für das Partei-Establishment, das viele Mitglieder in der SPD satt haben. Genauso wie die Große Koalition, die der 61-Jährige befürwortet.

Er wird sich nun genau überlegen müssen, wie er sich dazu positionieren will - auch mit Blick auf die Wahlen in Sachsen und Brandenburg. Wenn diese am 1. September verloren gehen und Dietmar Woidke in Brandenburg als Ministerpräsident gehen muss, könnte dies den Koalitionsgegnern erneut Aufwind geben. Und unter seinen weniger prominenten Mitbewerbern finden sich bisher nur Paare, die aus dem Bündnis aussteigen wollen. Sie alle werden sich nach dem Ende der Bewerbungsfrist am 1. September auf 23 Terminen in den Landesverbänden vorstellen. Im Oktober wählen die rund 430.000 SPD-Mitglieder die neue Parteispitze.

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