Politik/Ausland

Demos in Triest: Gegner der 3-G-Pflicht bleiben auf Barrikaden

aus Mailand Andrea Affaticati

Etwa 12.000 Personen haben laut Polizei am Montag in Triest gegen die geplante Einführung der 3-G-Pflicht für alle Arbeitnehmer in Italien protestiert, die seit Mitte Oktober gilt. Es waren die größten Demonstrationen in der Stadt seit Jahren. Die Polizei war mit Wasserwerfern eingeschritten, um die Protestierenden von den Hafeneingängen zu vertreiben. Manifestanten wurden wegen Panikattacken ins Spital gebracht, drei Sicherheitskräfte erlitten leichte Verletzungen.

Mittlerweile ist zwar wieder der Alltag im Triester Hafen eingetreten, doch die Stadt bleibt weiter im Fokus der Sicherheitskräfte. Für Freitag ist die nächste große Kundgebung angekündigt. Das Hafenarbeiterkomitee, das die Protestaktion gestartet hatte, hat sich mittlerweile von den Aktionen distanziert.

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In einer Pressemitteilung heißt es, man wolle auf gewerkschaftlicher Ebene gegen die Pflicht kämpfen, Tests als Zutritt zum Arbeitsplatz aus eigener Tasche bezahlen zu müssen.

Starke Minderheit

Der ehemalige Sprecher des Komitees, Stefano Puzzer, hat wiederum mit dem aus Vicenza stammenden No-Vax-Arzt Dario Giacomini unter dem Namen "Koordinierung 15. Oktober" ein neues "friedliches und ghandisches" Protestprojekt ins Leben gerufen, wie Puzzer formuliert.

Natürlich könne man die Protestierenden als eine Minderheit betrachten, die zwar den wichtigsten Hafen Italiens oder auch eine Stadt wie Mailand für Stunden lahmlegen, doch sie bildeten nicht die Meinung der Mehrheit der Gesellschaft ab, meinen viele.

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Nichtsdestotrotz fragt man sich: Warum kommen die Proteste jetzt?

"Irrationale Proteste"

"Italien ist eine Republik, die auf der Arbeit gründet", heißt es im Paragraf eins der Verfassung. Daher, so argumentieren Experten, hätten die Menschen eigentlich schon früher auf die Barrikaden steigen müssen – etwa wegen miserabler Entlohnung oder schlechten Arbeitsbedingungen.

"Das ist eine rationale Argumentation", sagt Massimiliano Valerii, Generaldirektor von Censis, des wichtigsten italienischen Instituts für Sozialforschung, zum KURIER. "Doch die jetzigen Proteste sind irrational. Sie sind die Folge einer Perspektivlosigkeit, die sich seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 zieht. Die Menschen sind das alltagsfremde Gelaber der Politik leid. Die Politik muss ihren Kommunikationsstil drastisch ändern und die Probleme beim Namen nennen", führt Valerii weiter aus. "Darüber sollte man sprechen – und wer weiß, vielleicht gehen die Leute dann auch wieder wählen."