Politik/Ausland

Trump ignorierte Warnungen, bestätigt wichtigster Berater: "Eine Menge Widerstand"

Mehr als 22.000 Tote, mehr als eine halbe Million Infizierte: Die USA  sind das hauptbetroffene Land der Corona-Pandemie. Hätte all das – zumindest zum Teil – verhindert werden können?

Ja, sagt eine Recherche der New York Times: Trump habe Hinweise von Medizinern, die ihn eindringlich vor einer Katastrophe warnten, schon im Jänner in den Wind geschlagen, schreibt das Blatt. Als Beleg dafür wurden Dutzende Mails veröffentlicht, die von Medizinern damals ans Weiße Haus gegangen waren. Auch ranghohe Berater des Präsidenten hatten Medienberichten zufolge bereits Ende Jänner vor einer Pandemie gewarnt, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Trump selbst sagte noch bis Anfang März, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge; schließlich sei "es nicht schlimmer als die Grippe".

Alles Fake

Trump selbst hat das gestern noch mit seinem üblichen "Corrupt Media!" kommentiert – also: alles erfunden. Der Times-Bericht sei "ein Fake, genau wie die 'Zeitung' selbst", schrieb der Präsident auf Twitter. Er verwies dabei auf den von ihm früh verhängten Reisebann gegen China, den er ja lange vor anderen Ländern beschlossen habe. Dazu postete Trump ein Interview mit sinem obersten medizinischen Berater Anthony Fauci, in dem dieser sagt, die USA hätten "zu Beginn der Krise keine korrekten Informationen erhalten".

Fauci ist es nun aber, der seinem Präsidenten – wieder einmal – widerspricht. Und ihn möglicherweise so in die Bredouille bringt: Er sagte öffentlich in einem CNN-Interview, dass die USA zu spät auf die Viruskrise reagiert hätten. Es hätten Leben gerettet werden können, wenn öffentliche Einrichtungen früher geschlossen worden wären, sagte er.

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Fauci: Leben hätten gerettet werden können

Wieso Trump denn nicht schon agiert habe, als er gewarnt wurde, sondern erst Mitte März, wird Fauci da gefragt. Seine Antwort: "Wenn wir direkt am Anfang alles runtergefahren hätten, hätten wir nun ein etwas anderes Bild. Aber es gab damals eine Menge Widerstand gegen einen solchen Schritt." Es hätten Leben gerettet werden können, wenn öffentliche Einrichtungen früher geschlossen worden wären. Den Präsidenten nannte er dabei aber nicht namentlich.

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CNN hat dazu auch einen weiteren, allerdings anonymen Beamten der Trump-Administration befragt, der dies bestätigt. Schon in der dritten Februar-Woche sei Trump von seinen wichtigsten Berater dringend zum Social Distancing geraten worden; dies berichtet auch die New York Times. Reagiert hat man viel später: Der erste Corona-Fall in den USA war am 20. Januar in Seattle entdeckt worden – die Maßnahmen zum Social Distancing wurden am 16. März veröffentlicht.

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