Politik/Ausland

Corona-Freiheit wird für einige Mafia-Bosse jetzt beendet

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise hat die italienische Regierung Tausende Kleinkriminelle aus den Gefängnissen entlassen, um die Ansteckungsgefahr in den überfüllten Haftanstalten zu minimieren. Nach heftigen Protesten der rechten Opposition wurde das Dekret nun zurückgenommen. Denn das Verständnis dafür, dass auch 375 verurteilte Mafiosi nach Hause durften, weil sie bereits krank oder jedenfalls Vorerkrankungen hatten, hielt sich in Grenzen.

Jetzt dürfen Carabinieri die unter Hausarrest stehenden Häftlinge wieder zurück in ihre Zellen bringen. Darunter befindet sich der heute 85-jährige, zu lebenslanger Haft verurteilte Franco Cataldo, der an einem der grausamsten Kindermorde beteiligt war. 1996 wurde der zwölfjährige Giuseppe Di Matteo entführt, nach einem Martyrium erwürgt und schließlich in Säure aufgelöst. Sein Vater hatte das Schweigegelübde der sizilianischen Camorra gebrochen und mit der Polizei zusammengearbeitet. Die Mutter des Buben sagte im italienischen Fernsehen: „So jemand muss lebenslang im Gefängnis bleiben, denn mein Leid wird nie enden.“

Clans formieren sich

Auch einflussreiche Bosse der Cosa Nostra und der kalabrischen ’Ndrangheta durften nach Hause. Darunter Francesco Ventrici, der den Kokainimport aus Kolumbien nach Italien koordinierte. Oder Pascale Zagaria, der ehemalige Chefökonom des Camorra-Clans der Casalesi aus dem Hinterland Neapels. Der 60-Jährige saß in einem Hochsicherheitsgefängnis in Sardinien und wurde im März in den Hausarrest entlassen, weil er Blasenkrebs hat. Ganz Italien fragt sich jetzt, ob er noch auffindbar sein wird.

Der Antimafia-Staatsanwalt Catello Maresca war über die Entlassung Zagarias empört: „Einer der mächtigsten Clans im Land formiert sich wieder.“ Susanne Bobek

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