Politik/Ausland

China zeigt Nordkorea erstmals Rote Karte

Für seine Forderung, den unberechenbaren Verbündeten Nordkorea fallen zulassen, wurde ein prominenter Chefredakteur eines chinesischen Staatsmediums in der Vorwoche noch gefeuert. Am Sonntag aber sprach erstmals auch Chinas neuer Staatschef Xi Jingping eine deutliche Warnung in Richtung Pjöngjang aus: „Niemandem darf erlaubt werden, eine Region oder sogar die ganze Welt für selbstsüchtige Zwecke ins Chaos zu stürzen.“

Doch nicht nur beim ungebärdigen Nachbarn Nordkorea sieht Peking die Schuld für die jüngsten Spannungen, sondern auch bei den USA und Südkorea. Washington müsse direkte Gespräche mit dem Regime in Pjöngjang aufnehmen, empfahl Xi Jingping. „Alle blicken immer nach China“, sagte er, „aber der Schlüssel liegt vielmehr bei den USA.“

Gegenwehr

In Washington lehnt man bilaterale Gespräche mit Diktator Kim Jong Un vorerst weiter ab. Vielmehr präsentierten die USA und Südkorea gemeinsam eine Art Leitfaden, wie sie im Fall tatsächlicher militärischer Provokationen Nordkoreas antworten würden – nämlich unmittelbar, wenn auch in Maßen. Sollte etwa Nordkorea erneut, wie schon zuletzt 2010, eine der südkoreanischen Inseln nahe der Grenze zum Norden mit Granaten beschießen, soll Südkoreas Armee in etwa im selben Ausmaß zurückschießen.

Klare Vorgaben gibt das Pentagon auch für einen möglichen nordkoreanischen Raketentest: Innerhalb weniger Sekunden nach Abschuss könnten die US-Radare berechnen, wohin die Rakete ziele. Wäre ihr Ziel das offene Meer, werde nicht eingegriffen. Zielt sie aber nach Südkorea, Japan oder die US-Basis Guam, werde sie abgeschossen.

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Pjöngjang dreht indessen weiter an der Eskalationsschraube. Der Industriepark Kaesong, wo 53.000 Nordkoreaner arbeiten, werde ganz geschlossen, verkündete das Regime. Damit wäre das letzte gemeinsame Projekt zwischen Nord- und Südkorea tot. Auch zum Schaden Nordkoreas, das in Kaesong jährlich 90 Mio. Dollar vom Süden lukriert.

Angesichts der Drohungen nach außen überraschen Meldungen aus dem Land selbst: Tausende Reservisten, die zuletzt wochenlange Übungen abhalten mussten, wurden mit Monatsbeginn nach Hause und zum Ernteeinsatz geschickt.