Der "große Manipulator" auf dem Abstellgleis
Von Jürgen Klatzer
Seit Steve Bannon an Donald Trumps Seite poltert, hat er sich den Ruf erworben, der Mann zu sein, der im Hintergrund die Fäden zieht und die Themen setzt. Als "The Great Manipulator" zierte er das Cover des TIME Magazin und in den Sozialen Medien verdiente er sich den Spitznamen "President Bannon". Doch es scheint, als würde die Zeit des Trump-Einflüsterers langsam zu Ende gehen.
Die Ausschreitungen bei der rechten Kundgebung in Charlottesville rückten die teils rassistischen und nationalistischen Ansichten des Chefstrategen wieder in die Öffentlichkeit. Bannon war vor seiner Tätigkeit bei Trump Chef der rechten Internetplattform Breitbart News und pflegte gute Kontakte zur Alt-Right-Bewegung, die sich als Ziel gesetzt hat, die "weiße Identität" zu bewahren.
McMaster vs. Bannon
Moderate Republikaner setzen Trump nun unter Druck, Bannon zu entlassen. Der US-Präsident vermied allerdings eine klare Aussage und befeuerte Gerüchte über einen möglichen Abgang: "Schauen Sie, Schauen Sie. Ich mag Bannon. Er ist mein Freund. Er ist ein guter Mann. Er ist kein Rassist. Das kann ich Ihnen sagen. Er ist eine gute Person. Wir werden sehen, was mit Bannon passieren wird."
Im Hintergrund spielt sich zudem ein Machtkampf im West Wing des Weißen Hauses ab. Der Streit zwischen Trumps Nationalem Sicherheitsberater H.R. McMaster und Chefdenker Bannon habe derartiges Maß an Feindseligkeit erreicht, dass das gesamte Beraterteam destabilisiert werde, berichten US-Medien. Bannon gilt als Verfechter der "America first“-Politik, McMaster gehört der moderateren Sektion an. Die beiden liegen in allen wichtigen Bereichen überkreuz - ob es um die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran, die Afghanistan-Strategie, die Nahost-Politik oder um Personalien im Präsidialamt geht.
President Trump: Steve Bannon is a good man, “not a racist” but “we’ll see what happens” https://t.co/VCXwf7JkQK https://t.co/vRP3dPENm1
— CNN International (@cnni) August 15, 2017
Degradierung statt Entlassung?
Trump hatte sich schon öfters von Bannon distanziert, tut sich aber trotzdem schwer, ihn vor die Tür zu setzen. Seinem Chefberater wird nämlich ein maßgeblicher Beitrag zum Wahlsieg des Immobilienunternehmers nachgesagt und er wird von vielen der treuesten Anhänger Trumps an der Basis unterstützt. "Der Präsident ist offensichtlich sehr nervös und hat Angst, ihn zu feuern", sagt ein Insider. Denn es bestehe das Risiko, dass sich Bannon lautstark mit Kritik an der Regierung zu Wort melden könnte, wenn er gefeuert wird.
Statt einer Entlassung könnte also eine weitere Degradierung anstehen. Denn wenige Monate nachdem Trump als US-Präsident vereidigt wurde, musste Bannon seinen ersten Posten räumen. Anfang April wurde er aus dem Nationalen Sicherheitsrat entfernt. Begründet wurde die Absetzung damit, dass er seine Pflicht als "koordinierende Stelle" erfüllt habe. Hinter vorgehaltener Hand hieß es allerdings, McMaster habe sich am Ende gegen Bannon durchgesetzt - und Trump stimmte zu.
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