Politik/Ausland

Und Ahmadinejad weinte

Nur wenige Stunden nach der Trauerfeier für den gestorbenen venezolanischen Staatschef Hugo Chávez ist dessen Vize Nicolás Maduro am Freitagabend als Interimspräsident vereidigt worden. Der 50-Jährige legte vor der Nationalversammlung den Eid ab und forderte die Wahlbehörde zugleich auf, möglichst bald den Termin für die nun fällig werdenden Wahlen zu verkünden. Laut Verfassung müssen binnen 30 Tagen Neuwahlen ausgerufen werden. Chávez hatte den 50 Jahre alten früheren Busfahrer und Gewerkschafter als seinen Nachfolger auserkoren.

Alle Inhalte anzeigen
„Ich stehe nicht aus persönlichem Ehrgeiz hier. Ich übernehme die Präsidentenschärpe, um das Volk zu schützen und zu verteidigen, die Verpflichtung der Revolution zu erfüllen und die Unabhängigkeit und den bolivarischen Sozialismus voranzutreiben“, sagte Maduro. Die Opposition forderte er auf, einen Gegenkandidaten zu benennen.

Der oppositionelle Politiker Henrique Capriles, der Chávez bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2012 klar unterlag, kritisierte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, die es Maduro ermöglichte, die Interimspräsidentschaft zu übernehmen und auch als Kandidat anzutreten. Dies sei Verfassungsbetrug, sagte Capriles. Maduro sei nie gewählt worden.

Letzte Ehre

Zuvor war in Anwesenheit dutzender Staats- und Regierungschefs in Caracas des verstorbenen Staatschefs gedacht worden. Zehntausende Menschen versammelten sich am Zugang zum Platz vor der Militärakademie in der venezolanischen Hauptstadt, um Chavez die letzte Ehre zu erweisen.

Die Trauerfeier begann mit dem Verlesen der Namen der angereisten Staatschefs. Maduro platzierte auf dem Sarg, der in die Flagge Venezuelas gehüllt war, eine Replik des goldenen Schwerts des lateinamerikanischen Unabhängigkeitshelden Simon Bolivar.

Alle Inhalte anzeigen
Der Großteil des Vorplatzes der Militärakademie wurde von Soldaten aus Sicherheitsgründen abgesperrt, sodass die Öffentlichkeit keinen direkten Zugang zur Trauerfeier hatte. Die Schlange von Menschen, die darauf warteten, sich vor dem aufgebahrten Leichnam des Verstorbenen zu verbeugen, erstreckte sich über mehrere Kilometer.

Unter den 32 Staats- und Regierungschefs waren im Westen umstrittene Verbündete Venezuelas wie Kubas Präsident Raul Castro, Irans Staatschef Mahmoud Ahmadinejad und der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko. Lukaschenko hob die linke Faust zur Begrüßung der Menge, Ahmadinejad reckte beide Fäuste in die Höhe. Beide wischten sich bei der Trauerzeremonie Tränen weg, als Chavez' Lieblingslieder gespielt wurden.

Gläserner Sarg

Chávez soll seinen Anhängern erhalten bleiben: Der „Comandante“ wird einbalsamiert und in einem gläsernen Sarg ausgestellt. „Das Volk soll ihn wie Ho Tschi Minh, Lenin und Mao Tsetung ewig präsent haben können“, sagte Maduro (mehr dazu hier).

Chávez' markigsten Sprüche

Alle Inhalte anzeigen