Politik/Ausland

Brexit-Hardliner Farage: Schützenhilfe für Rivalen Johnson

„Die Brexit-Partei wird sich nicht um die 317 Mandate bewerben, die bei der vergangenen Wahl von den Konservativen gewonnen wurden.“ Mit dieser Aussage überraschte der Chef der Rechtspopulisten, Nigel Farage, am Montag.

Stattdessen wolle man sich ganz auf die Wahlkreise konzentrieren, die im Parlament bislang von Labour und pro-europäischen Parteien vertreten werden. Bisher hatte Farage Schützenhilfe für die Tories ausgeschlossen, solange die sich nicht zu einem EU-Austritt ohne Abkommen bekennen.

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"Verschwörungstheorien"

Spekulationen, wonach US-Präsident Donald Trump etwas mit seinem Sinneswandel zu tun habe, bezeichnete Farage als „wilde Verschwörungstheorien“. Seine Entscheidung sei ein „einseitiger Pakt“, eine Gegenleistung der Konservativen habe es nicht gegeben.

Trump hatte sich Ende Oktober in einer Radioshow von seinem Freund Farage interviewen lassen. Trump äußerte sich damals zwar kritisch zu Johnsons Brexit-Abkommen, riet Farage aber, mit dem Premier zusammenzuarbeiten. Zusammen seien sie eine „unaufhaltbare Kraft“. Seitdem will der Chef der Brexit-Partei aber nicht mehr mit Trump gesprochen haben.

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Als Grund für sein Umdenken bezüglich der Tories nannte Farage vielmehr eine Aussage von Premier Boris Johnson. Dieser habe sich dazu bekannt, die künftigen Beziehungen mit der EU im Rahmen eines Freihandelsabkommens nach dem Vorbild Kanadas zu gestalten. „Das hat für mich einen großen Unterschied gemacht“, so Farage. Bislang sei immer die Rede von einer engen und besonderen Partnerschaft gewesen.

Farage stand allerdings auch unter heftigem Druck aus den eigenen Reihen. Erst am Wochenende hatte sich sein langjähriger Wegbegleiter, der Geschäftsmann Arron Banks, für einen Pakt mit den Tories ausgesprochen. „Es ist Zeit für Nigel und seine Unterstützer realistisch zu werden“, schrieb er in einem Gastbeitrag in der „Daily Mail“ und deutete an, es habe Gespräche zwischen den Konservativen und der Brexit-Partei gegeben.

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Ob das Entgegenkommen Farages für Johnson einen entscheidenden Unterschied macht, ist fraglich. Der Premier ist für einen klaren Sieg auf die Stimmen von Brexit-Befürwortern in traditionellen Labour-Hochburgen wie dem Nordosten Englands und den West Midlands um Birmingham angewiesen. Dort will Farage mit seiner Brexit Party aber weiterhin antreten