Politik/Ausland

Sanders gibt auf und unterstützt ab sofort Biden

Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, nun steht fest: Der "linke" Senator Bernie Sanders steigt aus dem Präsidentschaftsrennen der US-Demokraten aus und macht damit den Weg frei für eine Kandidatur des Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden.

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus war der US-Wahlkampf zuletzt weitgehend zum Erliegen gekommen. Diverse Bundesstaaten verschoben ihre ursprünglich für März und April angesetzten Vorwahlen auf einen späteren Zeitpunkt.

"Heute gebe ich meine Kampagne auf. Aber während die Kampagne endet, geht der Kampf für Gerechtigkeit weiter", schrieb er Sanders am Mittwoch auf Twitter.

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Sanders wandte sich via Livestream an seine Anhänger. Er bedankte sich bei den zwei Millionen Spendern, die seine Kampagne unterstützt hatten. Die Kampagne hätte sich darauf konzentriert, eine "neue Vision" zu schaffen.

"Wenn wir nicht glauben, dass wir alle das Recht auf medizinische Versorgung haben, dann werden wir sie nie bekommen", sagte Sanders und fügte hinzu, dass die Corona-Krise zeige, wie "absurd" das US-Gesundheitssystem sei, wenn man nicht privat versichert oder beim richtigen Unternehmen angestellt sei.

Trump "gefährlichster Präsident in moderner Geschichte"

Sanders meinte, dass die Aussicht auf einen Sieg gegen Biden aussichtslos sei: "Ich habe beschlossen, dass dieser Kampf für die Demokratische Partei nicht erfolgreich sein wird." Er entschuldigte sich dafür bei seinen Unterstützern, stellte aber klar, dass Biden bessere Chancen im Kampf gegen Donald Trump habe, als er.

Er werde jetzt mit Joe Biden zusammenarbeiten, "um unsere progressiven Ideen weiterhin nach vorne zu tragen". Gemeinsam werde man Donald Trump besiegen, "den gefährlichsten Präsidenten in der modernen Geschichte der USA", wie es Sanders formulierte.

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Zweite große Niederlage

Nach einer Niederlagenserie im Zweikampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten hatte der 78-Jährige vor kurzem noch einen Bericht über einen angeblichen Rückzug dementiert. Sanders hatte bei Vorwahlen in drei weiteren Bundesstaaten erneut deutlich schwächer abgeschnitten als sein Rivale, Ex-Vizepräsident Joe Biden.

Zu Beginn des Rennens hatte Sanders in nationalen Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern über längere Zeit geführt. Der 78-Jährige war auch stark in die Vorwahlserie gestartet. Am "Super Tuesday" am 3. März, dem wichtigsten Vorwahltag mit Abstimmungen in 14 Bundesstaaten, räumte Biden jedoch ab und gewann gleich in zehn Staaten. Auch bei den nächsten größeren Vorwahltagen setzte der 77-Jährige seine Siegesserie fort und baute seinen Vorsprung vor Sanders aus - zuletzt nun auch in Wisconsin.

Diverse ehemalige Mitstreiter, die aus dem parteiinternen Rennen ausgestiegen waren, hatten sich öffentlich für Biden als Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen und ihre Anhänger dazu aufgerufen, dessen Kampagne zu unterstützen. Biden war von 2009 bis 2017 Vize von US-Präsident Barack Obama.

Für Sanders gab es keine solchen Solidaritätsbekundungen. Viele prominente Führungsfiguren der Demokraten hatten von Anfang an Vorbehalte gegen den selbst ernannten „demokratischen Sozialisten“ als Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei.

Sanders vertritt seit Jahrzehnten eine klar linke Agenda. Der Senator aus Vermont kämpft unter anderem für eine Krankenversicherung für alle und für eine stärkere Besteuerung von Reichen. Einige seiner Positionen waren bei den Demokraten anfangs verschrien, sind dort inzwischen aber etabliert.

Kritiker werfen ihm dennoch vor, zu radikal zu sein. Sanders hatte sich bereits bei der Wahl 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht, unterlag damals bei den Vorwahlen aber seiner Konkurrentin Hillary Clinton.

Unterstützter skeptisch, was Biden betrifft

Diese verlor dann überraschend gegen den politischen Quereinsteiger Donald Trump. Obwohl Sanders sich hinter Clinton gestellt hatte, blieben viele seiner enttäuschten Anhänger der Wahl fern oder wählten sogar Trump. Unmittelbar nach Bekanntwerden von Sanders' Rückzug am Mittwoch beteuerten viele seiner Unterstützer in den sozialen Medien, sie würden "niemals Biden" wählen.

Im Sommer wollen die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell küren: Der Nominierungsparteitag war ursprünglich für Mitte Juli angesetzt, wurde wegen der Corona-Krise aber auf Mitte August verlegt.