Barcelona: Touristen lassen sich nicht entmutigen
Die Umarmung, die Silvia ihrem Partner Freitagmittag in der Ankunftshalle am Flughafen Wien-Schwechat gibt, dauert lang. Am Tag zuvor war Silvia auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona spazieren gewesen, als ein Lieferwagen dort in die Menschen raste.
"Ich habe alles gesehen", erzählt Silvia. "Wie die Menschen weggelaufen sind, wie sie am Boden gelegen sind, alles." Silvia lebt in Wien, kommt aber ursprünglich aus Barcelona. Am Donnerstag, als der Anschlag passierte, war sie mit ihren Kindern Nico und Katharina auf Heimatbesuch. Auf der Rambla war sie allein. "Gottseidank, die Kinder waren schon zu Hause", erzählt sie. Der Anschlag passierte, als Silvia in der U-Bahn saß. Als sie die Rambla erreichte, war die Polizei schon dort. "Man hat uns gesagt, wir sollen weg", erzählt Silvia. Die Menschen seien dann in die umliegenden Geschäfte geflüchtet. "Ich bin zur El Corte Ingles gelaufen (Einkaufszentrum, Anm.). Irgendwann haben die Mitarbeiter im Kaufhaus die Rollläden heruntergelassen und zugesperrt", erzählt sie.
Auch Nina (22) und Viktoria (22) sind mit dem Schrecken davongekommen. "Wir wollten eigentlich genau zu der Zeit, als es passierte, auf der Rambla sein und dort shoppen gehen", erzählt Victoria. Weil es so heiß gewesen sei, hätten die Freundinnen noch einen Abstecher ins Hotel gemacht. Sie wollten losgehen, wenn es kühler ist. "Aber dann haben wir schon die Hubschrauber über uns kreisen gehört. Deshalb hätten sie beschlossen, den Urlaub abzubrechen.
Keine Stornierungen
Die geplante Urlaubsreise zu stornieren, kam für viele Touristen nicht in Frage: "Terroranschläge passieren jeden Tag irgendwo", sagt Martin aus Bratislava. "Und Barcelona ist jetzt sicher der sicherste Ort der Welt." Auch eine Gruppe von Freunden, die den Männerausflug nach Barcelona lange geplant hatte, hat ihre Reise angetreten. Sheireef Ayodeji: " Man darf sich den Spaß nicht verderben lassen." Von unerschrockenen Touristen kann auch Reiseanbieter TUI berichten. "Es gab bei uns keine Stornierungen wegen des Anschlags. Das einzige was wir bemerken ist, dass vermehrt Kunden anrufen und fragen, ob sich am Ablauf der Reise oder den Flugzeiten etwas verändert hat", erklärte Sprechern Kathrin Limpel.
Österreicher in Barcelona
Vor 14 Jahren hat es den Grafiker Reinhard Steger nach Barcelona verschlagen ¬ wegen der Liebe und der internationalen Design-Szene. Er betreibt seine die Firma "Proxi" etwa fünf Gehminuten vom Tatort entfernt.
"Wir haben gerade gearbeitet, als wir Sirenen hörten und unsere Telefone zu läuten begannen", schildert der 36-Jährige seine Eindrücke. "Wir wussten aber lange nicht, was tatsächlich passiert ist. Die Straßen waren völlig leer." Laut Steger wurde alles abgesperrt, seine Mitarbeiter hatten keine Möglichkeit, mit den Zug nach Hause zu fahren. "Eine Freundin von mir war mit ihrem Kind direkt auf der Placa de Catalunya. Und sie ist nach dem Anschlag zwei Stunden in einem Hotel festgesessen", sagt der Saalfeldener. "Wir kennen auch Leute, die in dieser Straße gearbeitet haben, die mussten in eine Kirche flüchten. Wir kennen zum Glück niemanden, der zu Schaden gekommen ist." Die Routine der Arbeit lenkt ihn jetzt ab.
Reinhard Stegers Video-Statement aus Barcelona: