Aufschrei nach "Enttarnung" des Weihnachtsmanns vor Kindern
Von Jens Mattern
Die diesjährige Weihnachtsserie für Kinder hat in Schweden einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Der Vorwurf aufgebrachter Eltern: Die auf 24 Folgen angelegte Produktion des Staatsfernsehens SVT würde den lieben Kleinen den Glauben an den „Weihnachtstomte“, die schwedische Version des Weihnachtsmannes, austreiben und sie verstören. Mehrere Zeitungen berichten von „Raserei“ unter den Eltern.
In der ersten Folge von „Panik in der Tomtewerkstatt“ erzählt der Weihnachtsmann, dass sich die Eltern der Kinder als Weihnachtstomten verkleiden würden. Damit zerstöre er die Illusion vieler Kinder, die wirklich daran glauben, vom Weihnachtstomte beschenkt zu werden: „Wir haben solange darum gekämpft, die Magie zu behalten, und nun bleiben uns nur noch die Palatschinken. Ich fühle mich megatraurig“ , so eine noch höfliche Zuschrift an das SVT. Traditionell spielen in Schweden Eltern am Heiligen Abend den „Tomte“ und legen Geschenke unter den Baum.
Intendantin Johanna Gardare goss zudem mit einem Statement Öl ins Feuer: Sie gehe davon aus, dass es „eine stille Übereinkunft“ in den schwedischen Familien zwischen Kindern und Eltern gebe – es werde so getan, als würde man an den Weihnachtstomte glauben. Später ruderte sie zurück und und versprach, dass in den weiteren Folgen „eine richtig magische Welt“ geschaffen werde.
Unerwünschte Aufklärung
Eigentlich gilt Schweden als Land der Innovation und des Fortschritts – hier gab es die Sexualaufklärung in den Schulen bereits in den 1930er-Jahren. Auch gab man im Königreich zudem gerne den Vorreiter bei Feminismus oder Kinderrechten. Doch mit der Demaskierung der Eltern als verkleidete Weihnachtstomten wurde anscheinend eine unerwünschte Aufklärung betrieben.
Einst ein Wichtel, ein für Menschen nicht sichtbarer Zwerg aus den nordischen Mythen, ist der Weihnachtstomte durch Angleichung an „Santa Claus“ immer amerikanischer geworden und hat heute ein weißrotes Gewand. Im politisch korrekten Schweden gibt es, wie in der aktuellen Serie, mittlerweile auch weibliche Tomtes. Bezeichnenderweise ist die Zielgruppe der Sendung, die es bereits seit 1960 gibt, auf 5- bis 85-Jährige festgelegt, wie die Intendantin erklärt.Jens Mattern