Attentat in Ansbach: Blutbad im Gastgarten
Auf einem Tisch im Gastgarten der Weinstube im Zentrum von Ansbach stehen Montagnachmittag noch ein paar halbvolle Gläser Bier und Wein. Die Gäste waren am Vorabend nicht mehr dazu gekommen, auszutrinken. Kurz nach 22 Uhr zündete ein 27-jähriger Syrer in der 40.000-Einwohner-Stadt in Mittelfranken (Bayern) eine Metallsplitter-Bombe. Dem Sessel, auf dem er saß, wurde die Rückenlehne weggesprengt. Fensterscheiben sind zerbrochen. Der Attentäter kam ums Leben. 15 Menschen wurden durch die Detonation und die umherfliegenden Metallteile verletzt, vier davon schwer.
Schon vor der Explosion habe der Attentäter in der Stube eine Runde gedreht. "Der hat sich umgeschaut. Eigentlich wollte er auf das Festival." Später habe sich der Täter in den Gastgarten gesetzt, erzählt Imschloß. "Da denkt man sich, das ist einer von den Chaoten, mit denen man nichts verdient, die man aber halt mal sitzen lässt."
"Hatte keine Chance"
Nun macht sich der Gastwirt Vorwürfe. "Ich bin für die Sicherheit meiner Gäste zuständig – und dann kann ich sie nicht schützen. Ich hatte keine Chance", sagt der 59-Jährige. Er meint, solche Taten ließen sich nur vermeiden, wenn die Integration besser funktioniere.
So gemäßigt wie der rustikale Wirt klingen in Ansbach die Wenigsten. Um den Tatort sammelten sich neben etlichen Kamerateams auch zahlreiche Schaulustige. "Schuld ist die Politik von Angela Merkel, das sind ihre Selfie-Freunde. Das denkt jeder, aber das traut sich niemand zu sagen", lautet der zynische Kommentar eines Anwohners. Der Schock, dass der islamistische Terror (der Täter bekannte sich in einem Video auf seinem Handy zum IS) nun auch eine Kleinstadt trifft, ist groß. "Man hätte in Ansbach nicht damit gerechnet – eher in einer Großstadt", meint Birgit Sporschill.
Schlimmeres verhindert
Oberbürgermeisterin Carda Seidel steht am Tag nach dem Selbstmordanschlag der Schock noch ins Gesicht geschrieben. "Ich war selbst mit meinem Mann auf dem Konzert, wir sind aber früher nach Hause gegangen", sagt Seidel. Eine Stunde später erreichte sie der Anruf.
Dass es nicht mehr Verletzte oder gar Tote gab, sei auch den verschärften Sicherheitskontrollen zu verdanken. "Wir haben nach den letzten Attentaten, insbesondere dem Amoklauf in München, unsere Vorkehrungen noch einmal verschärft und auch Taschenkontrollen eingeführt", sagt Seidel. Der Syrer wollte ursprünglich auf das Konzert, das in der Reitbahn, einem Platz hinter dem Durchgang beim Gastgarten, noch im Gange war. Rund 2000 Menschen lauschten gerade dem letzten Auftritt im Rahmen der Freiluft-Konzerte von "Ansbach Open". Am Eingang neben der Weinstube hatten Sicherheitskräfte dem Attentäter den Zugang verwehrt, weil er keine Eintrittskarte hatte.