Politik/Ausland

Assad: Iranische Terror-Tipps per eMail

Lustig, das kleine grüne Spielzeugauto, das sich in einen Panzer verwandelt und dann das Kekshäuschen kaputtschießt! Bashar al-Assad jedenfalls hat sich über das Video, das die blutigen Kämpfe in Homs parodiert, bestens amüsiert. "Haha, schau dir das auf YouTube an", schickte er den Internet-Link an einen Berater.

Einer von vielen grotesken Einblicken in das Leben des syrischen Diktators, das jetzt der renommierten britischen Tageszeitung Guardian exklusiv zugespielt wurden. Es sind Tausende private eMails des Diktators aus den letzten Wochen und Monaten. Während seine Armee Homs und andere syrische Städte schwer unter Feuer nahm, massenhaft Menschen – inzwischen sollen es 8000 sein – tötete, lebte er ein Leben fernab der Gräueltaten, fernab vom Schicksal seiner Landsleute.

Verstärkung

Dass Assad auf jeden Fall von all dem wusste, was seine Militärs an Bluttaten verüben, geht aus den eMails klar hervor. So wird er über die Anwesenheit europäischer Journalisten in der Kampfzone informiert oder über Waffenlieferungen an die Rebellen, und er berät sich in den Schreiben über mögliche militärische Verstärkungen.

Aufgedeckt wird auch, wer ihm in diesem Krieg zur Hand geht: Es ist die religiöse Führung in Teheran, die offensichtlich das Assad-Regime nicht nur mit gutem Rat, sondern auch mit Elitesoldaten aus den Revolutionsgarden versorgt, die gegen die Rebellion zum Einsatz kommen. Zahlreiche Taktiken zum Ersticken von Aufständen werden erläutert. Erfahren in politischen Konflikten mit dem Westen, gibt man dem Verbündeten aber auch Tipps für internationale Verhandlungen.

Die angeblichen politischen Reformen, die der Diktator unterdessen eingeleitet hat, hält er selbst für eine Farce. All das, schreibt er in einem eMail, seien lediglich "Gesetze für den Mistkübel, über Parteien, Wahlen und Medien", allesamt nur dazu da, um seine Gegner zu beschwichtigen.

Weiterführende Links

Luxus aus dem Internet

Ehefrau Asma kümmerte sich unterdessen um den Lebensstil des Paares. Und der, so kann man in den eMails nachlesen, litt keineswegs unter der Gewalt im Land oder den internationalen Sanktionen. So gab die First Lady 12.000 Euro für Kerzenhalter und Kronleuchter aus Paris aus und ließ sich zwischendurch einmal etwas beim Versandhändler Amazon bestellen.

Da syrische Konten in den USA inzwischen blockiert waren, benützte man eine Firma in Dubai, die auch eine Niederlassung in London hat, als Tarnung. So konnte sich der Diktator auch persönlich westliche Annehmlichkeiten wie Songs aus dem Musik-Angebot von Apple gönnen.

Flucht nach Katar

Doch Asma befasste sich durchaus auch mit heikleren Themen als Dekor für den Palast. Das brisanteste wird in ihrem eMail-Verkehr mit einer Tochter des Emirs von Katar deutlich: Fluchtpläne. Die Freundin aus dem Golf-Emirat riet ihr zunehmend drängend zum Weg ins Exil. Die "Möglichkeit für echte Veränderung und Entwicklung ist schon seit längerer Zeit verspielt", teilt sie Asma unverblümt mit.

Jetzt bliebe eigentlich nur noch die Perspektive abzutreten und das Land zu verlassen oder aber, so wie andere arabische Führer, brutal attackiert zu werden. Sie solle ihren Mann vom Exil überzeugen: "Ich bin sicher, ihr habt viele Plätze, wohin ihr gehen könnt, auch Katar."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Porträt