Politik/Ausland

Abtrünnige Region Berg-Karabach droht mit Großoffensive

Die einseitig ausgerufene Waffenruhe hat nicht lange gehalten: Am dritten Tag der neuerlichen Kämpfe an der Grenze zwischen Berg-Karabach und Armenien sind drei aserbaidschanische Soldaten getötet worden. Die Soldaten seien durch Mörser- und Raketenbeschuss aus den armenischen Schützengräben ums Leben gekommen, teilte das Verteidigungsministerium in Baku am Montag mit.

Internationale Aufrufe verhallen

Trotz internationaler Aufrufe zur Deeskalation drohten das Ministerium der abtrünnigen Region Berg-Karabach (Nagorny-Karabach) und ihre armenischen Verbündeten mit einer Großoffensive.

"Wenn die armenischen Provokationen andauern, starten wir eine umfassende Operation auf der ganzen Länge der Front und setzen alle unsere Waffen ein", sagte der aserbaidschanische Ministeriumssprecher Vagif Dargahly. Das Verteidigungsministerium von Berg-Karabach in Stepanakert warf seinerseits den Aserbaidschanern vor, ihre Angriffe mit Mörsern, Raketenwerfern und Panzern verschärft zu haben.

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Ein Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums in Eriwan sagte wiederum, die armenischen Streitkräfte seien an mehreren Stellen vorgerückt und hätten neue Positionen erobert. Baku wies diese Angaben als "falsch" zurück. Seit der neuerlichen Eskalation des seit Jahren schwelenden Konflikts am Freitagabend wurden mindestens 33 Soldaten beider Seiten sowie zwei Zivilisten getötet.

Bürgerkrieg in den 1990er Jahren

Die mehrheitlich armenische Region Berg-Karabach hatte sich Anfang der 1990er Jahre in einem blutigen Bürgerkrieg mit Unterstützung Armeniens von Aserbaidschan abgespalten. Ihre Unabhängigkeit wird international nicht anerkannt und Baku hält an seinem Anspruch auf die Region fest. Trotz eines seit 1994 geltenden Waffenstillstands wurde der Karabach-Konflikt offiziell nie beigelegt.

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Internationale Tageszeitungen schrieben am Montag zum Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasusregion Berg-Karabach:

"Lidove noviny" (Prag):

"In das ohnehin unruhige internationale Geschehen ist ein altes Gespenst aus den 1990er-Jahren des 20. Jahrhunderts zurückgekehrt - der Streit um Berg-Karabach. Beide Seiten des Konflikts beschuldigen sich wenig überraschend gegenseitig, den Waffenstillstand gebrochen zu haben. Tatsache ist, dass es auf beiden Seiten Dutzende Tote gibt, darunter auch Zivilisten und kleine Kinder. Der Konflikt um Berg-Karabach hat tiefe historische Wurzeln und ist für beide Länder stark emotional aufgeladen. Einen konkreten Schuldigen zu suchen, der einmal als Erster angefangen hat, hat daher keinen großen Sinn mehr."

"Wedomosti" (Moskau):

"Moskau ist in einer schwierigen Situation. Es ist an Freundschaft mit Eriwan interessiert und zugleich an Loyalität zu Baku. Russland ist der wichtigste Garant des Bischkek-Protokolls von 1994 (des Waffenstillstandsabkommens im Berg-Karabach-Konflikt) und zugleich Waffenlieferant der Konfliktparteien. Von 2010 bis 2013 hat Aserbaidschan in Russland Kriegsgerät im Wert von vier Milliarden Dollar gekauft, Armenien hat allein im Februar 2016 zu diesem Zweck ein Darlehen über 200 Millionen Dollar erhalten. Russland ist militärischer Verbündeter Armeniens und im Falle einer Ausweitung des Konflikts ist das Risiko groß, dass die russische Armee in Kampfhandlungen hineingezogen wird."