Ansturm von Studenten aus Deutschland
Wie viele Studenten wollen im Herbst in Österreich ein Studium beginnen? Und wie viele davon werden aus Deutschland kommen?
Diese beiden Fragen beschäftigen die Universitäten in den Ferien. Allein: Niemand hat darauf eine verlässliche Antwort.
Besonders schwer abschätzen lässt sich der Zustrom der deutschen Studenten, die schon in den vergangenen Jahren verstärkt an die heimischen Hochschulen drängten, wo es weder einen Numerus Clausus noch Studiengebühren gibt.
Jetzt hat in Bayern, wo das Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt wurde, ein "doppelter" Maturajahrgang abgeschlossen; gleichzeitig wurde die Wehrpflicht in Deutschland abgeschafft.
Das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung rechnet mit 10.000 deutschen Studenten, die im Herbst nach Österreich kommen; im Vorjahr waren es knapp 7000 gewesen.
Ansturm
An den Universitäten meint man auch schon einen Anstieg deutscher Studierender bei den Voranmeldungen zu verzeichnen: An der Wirtschaftsuni Wien hat sich ihr Anteil von neun Prozent (Studienanfänger 2010) auf 16 Prozent (Voranmeldungen) erhöht; in Salzburg rechnet das Rektorat laut Presse mit 20.000 Studenten (2010: 17.500). An der Uni Wien gibt es zwar noch keine genauen Zahlen, man rechnet aufgrund der Voranmeldungen jedoch mit "deutlich mehr" Deutschen als im Vorjahr.
Anmeldungen
An der größten Hochschule des Landes hat die Zahl der Voranmeldungen mit 17360 schon jetzt, einen Monat vor dem Anmeldeschluss, jene der Erstsemestrigen aus dem Vorjahr übertroffen. Was allerdings nicht heißt, dass es einen tatsächlichen Anstieg der Studierendenzahlen geben wird bzw. wie groß dieser sein könnte.
Denn: Jeder Student kann sich an so vielen Unis und für so viele Studienrichtungen anmelden, wie er will. "Wir gehen davon aus, dass sich viele, die sich bei uns angemeldet haben, dies auch etwa an der TU Wien oder in Graz getan haben", heißt es auf KURIER-Anfrage vonseiten der Uni Wien. Man habe zwar erheblichen Mehraufwand, "die Planbarkeit hat sich dadurch allerdings nicht erhöht".
Abhilfe
Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) sieht das anders: "Die Voranmeldung bringt jedenfalls ein Mehr an Planbarkeit, da die Unis ab Anfang September Maximalzahlen haben." Auch wenn die endgültigen Zahlen wie bisher erst mit Ende der Inskriptionsfrist im November feststehen werden. Töchterle zum KURIER: "Wir werden uns im Herbst jedenfalls gemeinsam mit den Unis genau anschauen, ob sich dieses neue Instrument bewährt - und wo Verbesserungen notwendig sind. Da setze ich auf die Zusammenarbeit mit den Unis."
Was einen möglichen Ansturm deutscher Studenten betrifft, ist Töchterle zurückhaltend: Er verweist darauf, dass Deutschland drei Milliarden Euro in den Ausbau von Studienplätzen investiert. Auch das heimische Wissenschaftsministerium stelle ein Extra-Budget zur Verfügung, um die steigenden Studentenzahlen zu bewältigen, sagt Töchterle: "Wir investieren ab Herbst 40 Millionen Euro in Massenfächer und die so genannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik, Anm.). Damit können die Universitäten zum Beispiel zusätzliche Professoren einstellen."
-
Hauptartikel
-
Hintergrund