Interview: Brauchen wir wirklich 30 neue Panzer?
Während die EU mit AstraZeneca um Impfdosen streitet, bestellt Österreich derweil 30 neue Panzer. Und das mitten in der Corona-Pandemie. Doch warum eigentlich? Was Verteidigungsministerin Klaudia Tanner dazu sagt, ob Soldatinnen und Soldaten bald bei Anti-Corona-Protesten eingesetzt werden und was es mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung bei den Massentests in Graz auf sich hat, hört ihr heute im Interview, bei dem KURIER-Online-Chef Richard Grasl die Fragen gestellt hat.
Außerdem: Wie Skitouristen immer dreister das Beherbergungsverbot umgehen und warum eine österreichische Politikerin von einem "Corona-Diktat" spricht.
Die besten Aussagen Tanners im Interview gibt es hier zum Nachlesen:
KURIER: In Graz sollen Soldaten eine Frau beim Corona-Test sexuell belästigt haben. Gibt es schon einen Tagesbefehl der Ministerin zur Sensibilisierung der Truppe?
Klaudia Tanner: Tagesbefehle gibt es immer wieder. Aber hier habe ich eine Untersuchungskommission eingerichtet, die gerade intensiv arbeitet. Derzeit handelt es sich um einen Verdacht. Bis Ende nächster Woche werden wir wissen, was dran ist.
Sie haben heute 30 neue Panzer bestellt, obwohl der Bundeskanzler im Wahlkampf gesagt hat, dass ein Panzerkrieg nicht mehr wahrscheinlich sei. Warum also?
Wir richten uns nach dem Risikobild, das unsere Experten erstellt haben. Die neuen Panzer dienen beim Transport zum Schutz der Soldaten, etwa bei Auslandseinsätzen, aber auch im Inland. Denken Sie an den Terroranschlag vom 2. November, als es plötzlich eine unübersichtliche Lage gegeben hat. Da hätte es bei mehreren Attentätern durchaus Bedarf nach gepanzerter Mobilität für unsere Eliteeinheiten geben können.
Wir erleben zum Beispiel in Holland eine Zunahme stark aggressiver Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Können Sie sich vorstellen, dass das Bundesheer im Inland zum Einsatz kommt, sollte die Lage eskalieren?
In Österreich sind die Aufgaben klar verteilt. Das Bundesheer ist die strategische Reserve der Republik, wenn andere Einheiten Unterstützung brauchen oder nicht mehr können. Wenn es notwendig sein sollte, ist das wie bei jedem anderen Einsatz rechtlich genau zu prüfen. Bisher war es das nicht, aber wir haben natürlich immer darauf vorbereitet zu sein.
Im März wird bei den Stellungen erstmals auch die Teiltauglichkeit geprüft. Dann ist nur noch jener untauglich, der körperlich oder psychisch absolut nicht kann. Die Grünen waren dagegen. Halten Sie an Ihrem Erlass dennoch fest?
Fakt ist, dass wir die Teiltauglichkeit im Regierungsprogramm festgeschrieben haben. Wir brauchen angesichts der geburtenschwachen Jahrgänge mehr Rekruten. Beim Grundwehrdienst gibt es 80 verschiedene Einsatzmöglichkeiten. Daher will ich den „Grundwehrdienst nach Maß“, bei dem jeder etwas Sinnvolles machen und lernen kann.
Kauft Indonesien wirklich unsere Eurofighter?
Wir hatten ein gutes Treffen, und es wird nun einen Termin vor Ort geben. Wir werden Möglichkeiten ausloten, und wenn es für den Steuerzahler gut ist, dann werden wir das machen.
Der Innenminister muss den Geheimdienst umbauen. Hat das Auswirkungen auf die beiden Geheimdienste im Heer, das Heeresnachrichtenamt und das Abwehramt?
Unsere beiden Dienste sind international anerkannt. Auf uns wird das also keine Auswirkungen haben.
Kommt die große Heeresreform trotz der großen Aufregung darüber im Vorjahr?
Ich bin ja nicht hierher gekommen, um zu schauen, dass alles so bleibt, wie es ist. Denn so toll war das ja offensichtlich nicht. Über das Heer wurde lange nur noch in Zusammenhang mit fehlendem Budget diskutiert. Wir werden uns daher gemäß dem neuen Risikobild aufstellen. Das ist jetzt fertig. Und die Reform wird heuer beschlossen.
Hat das Bundesheer schon eine Anfrage bekommen, beim Impfen zu helfen?
Wir haben schon seit dem Eintreffen der ersten Impfdosen bei der Verteilung geholfen und stehen selbstverständlich mit unserer Expertise bereit.