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Mit Haut und Haaren: der Naturpionier aus dem Weinviertel

Willi Luger hatte nie vor, Chef einer internationalen Firma zu sein. Und ein Pionier zu werden, das war eigentlich auch nie sein Plan. Trotzdem ist er heute beides. Weil er sich nicht mit halben Sachen zufriedengeben wollte. Oder, in seinem Fall, mit lediglich fünf Prozent.

„Mehr natürliche Inhaltsstoffe braucht es nämlich nicht, um ein Produkt als Naturkosmetik zu verkaufen“, erklärt er. Was Luger, der in Ernstbrunn (Bezirk Korneuburg) als Friseur tätig war, selbst kaum glauben konnte. Als er sich 1996 für seine Salons auf die Suche nach Naturprodukten machte, erhielt er nämlich massenweise Muster. Allein: Rein aus natürlichen Inhaltsstoffen bestand keines davon.

Natur pur

28 Jahre später hat sich daran nicht viel geändert: „In den meisten Produkten finden sich Tenside“, schildert er. Geschaffen wurden diese allerdings, um schwer lösbare Stoffe zu entfernen, zum Beispiel von Garagenböden. Keine schöne Vorstellung, wenn man dabei an die eigene Kopfhaut denkt. Allerdings haben Tenside eine ganz ausgezeichnete Emulgatorwirkung. Sprich: Sie verbinden Stoffe miteinander. „Deswegen winkten auch fast alle Naturkosmetikhersteller ab, als ich vorschlug, doch rein pflanzliche Produkte zu erzeugen.“ Nur einer hatte den Mut, Lugers Vision in die Tat umzusetzen: Zuckertenside waren die Lösung, um chemische Zusätze zu vermeiden. Und obendrein auch die Umwelt zu schonen. Der Grundstein für Lugers Unternehmen, Culumnatura („Mit dem Licht der Natur“), war gelegt. Mit dem klaren Ziel, Mensch und Natur zu schützen. Und das lange bevor Umweltbewusstsein im Trend lag.

Allerdings war für Luger auch schnell klar: Im Supermarktregal haben seine Produkte – von Shampoos über Haarfarben bis hin zur Hautpflege – nichts verloren. Im Internet genauso wenig. Die Culumnatura-Produkte sind ausschließlich für den Gebrauch und den Verkauf im Frisörsalon gedacht. Und das aus gutem Grund.

„Es braucht dafür ein Basiswissen“, sagt Luger. Denn ein Produkt, das ohne Chemie auskommt, verhält sich bei der Anwendung auch anders. Ein Beispiel: Beim Waschen entsteht weniger Schaum im Haar. Bewusstseinsbildung ist daher ein Muss – bei den Friseuren, die ein Grundseminar in Ernstbrunn besuchen, und bei den Kunden, die von den Friseuren vor einer Pflegeumstellung beraten werden.

Mehr Bewusstsein

Wobei eine neue Haarpflege nur ein Teil der Culumnatura-Philosophie darstellt. „Es ist ein Lebenskonzept“, sagt Monika Kürrer-Dittrich, die die Produkte nicht nur als Friseurin anwendet, sondern auch Berufskollegen darüber informiert. Denn nach schweren allergischen Reaktionen auf chemische Produkte entschloss sie sich, auf Naturprodukte umzusteigen. Wie viele ihrer Culumnatura-Kollegen; laut Luger haben Friseure mit Abstand die meisten Hautkrankheiten, die beruflich bedingt sind. Was für ihn auch der Grund war, überhaupt über Naturprodukte in seinen Salons nachzudenken.

„Wir lehren nicht nur über die Inhaltsstoffe“, betont Kürrer-Dittrich. Auch die Konsequenzen chemischer Produkte für die Umwelt oder die eigene Ernährung sind Teil des Stoffes. Denn: „Wenn es innerlich nicht passt, wird am Kopf auch nichts herauskommen“, ist Luger sicher.

Bei den Kunden gehe es hingegen darum, sie bei der Pflegeumstellung zu begleiten. „Es braucht Zeit, bis alle chemischen Inhaltsstoffe ausgewaschen sind“, weiß Kürrer-Dittrich. Und auch die Tatsache, dass nur ein Grundprodukt als Shampoo und Duschgel zugleich verwendet wird, muss erst mal in die Köpfe gelangen. „Das ist für viele nicht so leicht zu nehmen.“

Internationaler Erfolg

28 Jahre nach der Gründung verwenden und vertreiben rund 750 Salons die Culumnatura-Produkte. Wobei der Weg zu diesem Erfolg alles andere als leicht war, und zwar ausgerechnet in Österreich. „In Deutschland und der Schweiz waren wir schnell erfolgreich, bei uns hat es gedauert“, erzählt Luger. Mittlerweile zählen auch Salons in Italien, Polen, Frankreich und Luxemburg zu den Kunden.

Wohl auch, weil Lugers Konzept aus der eigenen Praxis entstanden ist. „Ich sage immer, dass ich seit meiner Geburt Friseur bin“, sagt er und muss lachen. Denn das Handwerk liegt bei den Lugers, die aus der Steiermark stammen, in der Familie. Ebenso wie die Liebe zur Natur, mit der er aufgewachsen ist. „Ich hatte dafür schon immer ein Bewusstsein“, glaubt Luger. Eine Kombination, mit der er die Natur salonfähig machte.