High-Tech aus Österreich: Was die Scheinwerfer der Zukunft können werden
Von Michael Andrusio
Schaut man sich die Liste der Kunden von ZKW an, so liest sich das wie ein Who-is-who der Autohersteller: Alle namhaften deutschen Hersteller, von BMW über Mercedes bis zum VW-Konzern, Volvo und Polestar, Alpine, Rolls-Royce, US-Hersteller wie Ford, Chevrolet oder Cadillac, Lynk&Co aus China, so wie einige Lkw-Hersteller um nur einige zu nennen. Gegründet von Karl Zizala 1938 in Wien beschäftigt man rund 10.000 Mitarbeiter und hat Standorte auf der ganzen Welt. Seit 2018 ist ZKW Teil der LG Gruppe.
Stolz ist man auf besondere Anfertigungen für die Autobranche, zum Beispiel auf die Kristallscheinwerfer für den i7 von BMW oder auf die „mirrorZ“-Technologie, die der neue Polestar 3 bekommt. Dabei passen 1,3-Megapixel-Module der Frontleuchten Intensität, Größe und Höhe des Lichtstrahls automatisch an die Licht- und Wetterbedingungen sowie die Fahrgeschwindigkeit an. Und auch der nächstes Jahr startende EX90 von Volvo bekommt Lichttechnologie aus Niederösterreich. Das Hightech-Licht passt sich dynamisch dem Verkehrsgeschehen an und blendet andere Verkehrsteilnehmer präzise aus. Mehr noch: Die LED-Scheinwerfer lassen das Tagfahrlicht in der für die schwedische Marke typischen Hammerform aufblinken. Beim Umschalten auf Fernlicht teilt sich das Tagfahrlicht nach oben und unten und gibt den Blick auf den Hauptscheinwerfer frei, erklären die Entwickler.
Was bringt die Zukunft? Grundsätzlich wird man mehr in den Bereichen Lichtdesign machen können, zumal die Elektromobilität ein neues Design für die Autos bringt und mehr Freiheit für die Designer. ZKW hat sich mit dem Zulieferer Rehau Automotive zusammengetan und entwickelt eine Fahrzeugfront, bei der Licht, Sensorik und Elektronik in einer sogenannten Seamless Intelligent Vehicle Front vereint werden. Bestimmte Lichter werden nur dann sichtbar, wenn sie benötigt werden und sonst sieht man nur die lackierte Fahrzeugfront. Möglich macht das ein spezieller Kunststoff, bei dem die Öffnungen für das Licht freigeätzt werden.
Natürlich arbeitet man an Lichtsystemen, die noch mehr können. Das hochauflösende, blendfreie Fernlicht der Zukunft arbeitet mit 25.600 Hochleistungs-LED und einer Frontkamera, die das Licht automatisch an die Verkehrssituation anpasst. Mehr noch: Das Licht, an dem ZKW aktuell arbeitet, kann auch nützliche Informationen in den Lichtkegel einspielen (wie Witterungsverhältnisse, Fahrstreifenbreite, etc.).
Ein anderes Projekt geht über die Lichttechnologie hinaus und integriert clevere Sensorik in den Scheinwerfern und soll so einen 360-Grad-Blick ermöglichen und so Gefahren erkennen. Name des Projekts: Dragonfly. Dank künstlicher Intelligenz können die Sensoren andere Verkehrsteilnehmer und Verkehrszeichen erkennen, Entfernungen berechnen und so Steuerbefehle für das Licht und Fahrzeug generieren. Ein Herausforderung dabei ist die Funktion der Technik bei allen möglichen Witterungsverhältnissen.