Die Mazda Rainer Chefin über den Stadtverkehr: Auf den Straßen ist es wild geworden
Von Sandra Baierl
Stephanie Ernst ist die Obfrau des Fahrzeughandels der Wiener Wirtschaftskammer und hat, familienbedingt mit Mazda Rainer, ihr ganzes Leben mit Autos zu tun gehabt. Sie war beim uns im TV-Studio, um über die aktuellen Themen der Autobranche zu reden.
KURIER: Hinter Ihnen steht ein bekanntes Familienunternehmen.
Stephanie Ernst: Ich komme aus einem waschechten Familienunternehmen. Meine Großeltern haben es gegründet und heuer feiern wir 65 Jahre Autohaus Mazda Rainer. Damit bin ich aufgewachsen. Die Mobilität gehört einfach zum Blut.
Mazda Rainer ist sehr speziell, weil auch noch die ganze Familie und sogar drei Generationen tätig sind. Wie geht das?
Mein Großvater ist mittlerweile 93, wir sitzen jeden Tag um 10:00 zusammen. Da werden einfach alle Themen aus allen Branchen zusammen geschmissen. Und ja, da geht es eine Wort zu Sache. Jeder sagt seine Meinung und dann gehen wir mit einer Meinung gestärkt wieder raus.
Was ist Ihre Aufgabe im Unternehmen?
Großteils Controlling, Marketing und Immobilien.
Wie läuft es in der Autobranche, generell gesprochen?
Die Autobranche an sich, vor allem in Wien, hat große Herausforderungen, gerade auf der technischen Seite. Im Bereich Werkstatt geht es sehr gut, im Handel schwächeln wir sehr, sehr stark, weil die aktuelle wirtschaftliche Situation nicht gerade zum Autokauf einlädt.
Was wollen denn die Menschen, wenn sie in euer Autohaus Mazda Rainer kommen? Wonach suchen sie?
Sie suchen die persönliche Beratung. Weil das Auto selbst kann man sich im Internet schon sehr gut anschauen. Jegliche Informationen. Aber dieses Persönliche, das gibt es nur bei Rainer. Wir haben viele, viele Stammkunden und die gehören dann irgendwie auch ein bisschen zur Familie dazu.
Die Kunden sind gut informiert. Gleichzeitig gibt es eine gewisse Unsicherheit. Es gibt gerade eine große Transformation in der Automobilindustrie, wir gehen in alternative Antriebe. Was sagen die Kunden dazu und wie gehen sie mit dieser Veränderung um?
Um ehrlich zu sein, sind die Kunden recht verunsichert, weil sie eben nicht wissen, was sie kaufen sollen. Ein Auto ist sehr teuer geworden. Viele wollen den Sprung in die neue Technologie nicht verpassen und sitzen jetzt ein bisschen zwischen dem Alten und dem Neuen. Ich glaube, die Elektromobilität ist jetzt nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern hier gibt es viele Varianten, die man nutzen kann. Und jeder muss für sich einfach die Variante wählen, die für seinen Alltag passt.
Das heißt, Sie würden nicht einen Antrieb empfehlen für alle?
Unbedingt nicht. Nicht jeder hat täglich 200 Kilometer zu fahren, ist ein Pendler. Auf der anderen Seite sind viele einfach nur in der Stadt unterwegs. Manche haben ein Eigenheim mit Garten und Wallbox. In Wien ist das wieder anders.
Wie sehen Sie generell diesen Weg, 2035 keine Verbrenner mehr verkaufen zu dürfen?
Meine persönliche Meinung ist, dass sich diese Marke nicht halten wird können, sondern dass der Markt einfach etwas anderes will.
Es gibt ein Volksbegehren vom Verein „Mein Auto“ zur Förderung der individuellen individuelle Mobilität. Was will man damit erreichen?
Die meisten Menschen brauchen ihr Auto. Man muss von A nach B fahren können, um seiner Tätigkeit nachgehen zu können und dementsprechend muss man sich sein Auto auch leisten können. Jetzt sind wir in Österreich mit einer durchschnittlichen Abgabenquote von knappen 2.900 € pro Jahr pro Auto auf Platz zwei in Europa. Wir haben vier verschiedene Steuern auf ein Fahrzeug.
In Ihren Funktionen setzen Sie sich auch stark für die Sicherheit ein. Es hat sich ja der Straßenverkehr vor allem in Wien, in der Großstadt sehr stark verändert. Wir haben Radwege, wir haben ganz viele Verkehrsteilnehmer. Es ist sehr komplex geworden.
Da gebe ich Ihnen absolut recht. Dementsprechend haben wir auch innerhalb unseres Gremiums das Thema Sicherheit im Straßenverkehr aufgegriffen. Was können wir tun? Wir haben jetzt hier neue Verkehrsteilnehmer, die vielleicht keinen Führerschein gemacht haben, die vielleicht nicht in Österreich aufgewachsen sind und einfach nicht wissen, wie man sich im Straßenverkehr verhält. Da braucht es unbedingt ein neues Regelwerk. Der politische Wille innerhalb von Wien ist, glaube ich, aber momentan ein anderer. Es macht den Eindruck, als hätte man, den Umstieg vom Automobil zum Fahrrad forciert und lässt es einfach mal laufen. Wir brauchen hier Regulatorien im Sinne der Sicherheit. Ich habe die Befürchtung, es kommt erst, wenn wirklich etwas Schlimmes passiert ist.
Die Unfälle passieren ja leider schon.
Die Unfallstatistik zeigt, dass in den letzten Jahren Unfälle mit Fahrrädern, Lastenfahrrädern etc. stark angestiegen sind. Die Kieferorthopäden schlagen Alarm. Da sind die Leute mit 50, 60 km/h ohne Helm und ohne Schutz unterwegs.
Reden wir noch mal über Ihre Kunden. Ich habe mir die letzte Verkaufsstatistik angesehen und da zeigt sich deutlich, dass die E-Verkäufe zurückgegangen sind und die Verbrennerverkäufe wieder gestiegen sind. Wie erklären Sie sich das?
Die meisten Elektrokäufe aus der Vergangenheit waren großteils nicht privat, sondern aus öffentlichem Raum. Das hat sich reduziert. Viele First Mover sind auch schon versorgt. Ich habe schon das Gefühl, dass die Personen jetzt mehr überlegen, woher kommt der Strom, wie wird die Batterie produziert? Stichwort Seltene Erden. Es wird viel hinterfragt.