So fährt sich die neue Kawasaki Z H2
Die Erfolgsgeschichte von Kawasakis traditionsreichen Z-Modellen reicht zurück bis 1972, jetzt schreiben die Japaner mit der „ultimativen Z“ ein neues Kapitel ihrer Firmengeschichte. Ab sofort will man den hauseigenen Kompressor-Vierzylinder dank größerer Stückzahlen und geringerem Preis einem breiteren Publikum zugänglich machen – in einem Naked-Bike.
Die Z H2 ist damit das vierte Modell der H2-Serie und ab 19.299 Euro erhältlich. Sie leistet wie ihre empfindlich teurere Sport-Touring-Schwester dank Kompressor-Boost sagenhafte 200 PS und 137 Newtonmeter aus 998 Kubik Hubraum.
Hightech-Arsenal
Mit an Bord des imposanten Streetfighters sind so gut wie alle verfügbaren Elektronik-Highlights des Kawasaki-Arsenals: Serienmäßig werden der Z H2 eine dreistufige, schräglagenabhängige Traktionskontrolle samt Anti-Wheelie-Funktion, Kurven-ABS, vier Fahrmodi, Launch-Control, ein Quickshifter und ein Tempomat implantiert.
Übersichtlich dargestellt werden die zahlreichen Set-up-Optionen per TFT-Cockpitinstrument, das via Bluetooth-Schnittstelle mit hauseigener Smartphone-App gekoppelt werden kann.
Trotz endloser Kraftreserve ist es nicht dezidierter Auftrag der fahrfertig 239 Kilo schweren Z H2 Rennstrecken-Rundenzeiten zu vaporisieren. Ihr Revier ist vornehmlich die Landstraße. Butterweich surft die tourenfreundliche H2 durch weite Radien und gleitet selbst in Schräglage komfortabel über Bodenunebenheiten, während sie stoisch die angepeilte Linie hält. Gleichzeitig überrascht das leise Triebwerk mit herausragender Kultiviertheit und Laufruhe: lästige Vibrationen sucht man vergeblich, egal bei welchem Tempo.
Seidenweicher Schub
Auf Tour offenbart sich der größte Pluspunkt eines Kompressor-Antriebs: Seine Leistung entfaltet sich druckvoll und gleichzeitig seidenweich über einen beachtlich großen Bereich des Drehzahlbandes – im Unterschied zu konventionellen Reihenvierzylindern, bei denen maximaler Schub meist mit anstrengenden Drehzahlorgien erkämpft werden muss.
Im geräumigen, 830 Millimeter hohen Arbeitsplatz der Z H2 dominiert ergonomische Gemütlichkeit. Der breite Lenker streckt sich dem Fahrer einladend entgegen, die entspannte Beinhaltung erlaubt ausgedehnte Ausfahrten und der Rücken ist beinahe so aufrecht wie auf einer Reiseenduro. Selbst die kompakte Plexiglasscheibe bietet erstaunlichen Windschutz, sofern man sich knapp über den 19-Liter-Tank duckt.
So lässt es sich stundenlang brav durch die Landschaft gondeln – stets mit dem beruhigenden Wissen, dass man jederzeit ein böser Bube sein könnte, wenn man nur wollte.
Um die gigantische Maximalkraft am eigenen Leib zu erfahren, bleibt keine Alternative zum Ausflug auf die Rennstrecke oder die deutsche Autobahn. Hier darf man die elektronischen Drosselklappen unbeschwert aufreißen und die Kompressor-Kawa tief durchatmen lassen.
Spektakuläre Leistung
Buchstäblich im Handumdrehen wird klar: Das schier unendliche Schmalz des H2-Modells garantiert einen Geschwindigkeitsrausch der Sonderklasse. Kaum ein Wimpernschlag, schon pfeift das stabile „Hypernaked“ mit Raketenschub auf Tempo 260 – und weiter, sofern es Strecke und Psyche zulassen.
Das charakteristische Zwitschern des Kompressor-Impellers dringt beim Gasgriff-Lupfen dezent durch das ohrenbetäubende Tosen des Fahrtwinds. In der Bremszone verzögert die Z H2 kraftvoll und dosierbar. Für ambitionierten Rennstreckeneinsatz ist die üppige Z H2 ein Alzerl zu defensiv abgestimmt.
Unterm Strich entpuppt sich die Kawasaki als erste Wahl für zügige Landstraßentouren, entspanntes Dahingleiten im Alltag oder auf der Autobahn und gelegentliche Track-Days. Damit schafft die exklusive Z H2 den scheinbar unmöglichen Spagat zwischen unprätentiösem Partner fürs Leben und extravaganter Schubkarre beachtlich souverän.