Motor

Mercedes 190: Der Baby-Benz wird vierzig

Geschichte wiederholt sich. Auch für das Zustandekommen des kleinen Mercedes war ein von der Politik geforderter Flottenverbrauch mitentscheidend. Es war aber damals nicht die EU bzw. EWG, die entsprechende Forderungen aufstellte. Es war der amerikanische Kongress, der 1975 eine weitere Verschärfung des 1970 eingeführten „Clean Air Acts“ verabschiedete.  Die Novellierung verlangte, dass der Flottenverbrauch eines Herstellers ab dem Modelljahr 1985 maximal umgerechnet 8,3 Liter pro 100 Kilometer betragen darf.

Ein kompaktes, sparsames Modell kam Mercedes also gerade recht. Darüber wurde bereits ab 1974 nachgedacht. Entwicklungsvorstand Professor Hans Scherenberg legte nach dem Ende der Ölkrise die Eckpunkte für einen Mercedes-Benz Personenwagen unterhalb der Mittelklasse so fest: „Hierbei muss es sich um einen typischen Mercedes-Benz handeln. Wir können also an Fahrkultur, der Sicherheit und den entsprechenden Mercedes-Benz Eigenschaften nicht zu viele Abstriche machen.“

Am 19. Oktober 1978 erhielt die Baureihe 201 dann grünes Licht. Am 8. Dezember 1982 wurde das Auto der Öffentlichkeit vorgestellt und ging in den Verkauf.

Verglichen mit den Modellen der Baureihe 123 war der 190 305 mm kürzer, 108 mm schmäler, 55 mm niedriger und vor allem 280 kg leichter. Mit einem Cw-Wert 0,34 war der Baby-Benz, wie er bald genannt wurde, damals die aerodynamischste Limousine von Mercedes.

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Das Design entstand unter der Ägide von Chefdesigner Bruno Sacco und wurde maßgeblich von Peter Pfeiffer beeinflusst. Pfeiffers Maxime: „Auch ein Baby-Benz muss wie ein Mercedes-Benz aussehen, aber nicht wie eine verkleinerte S-Klasse.“ Im Rückblick erklärt der Designer: „Dieser Mercedes-Benz sieht auch nach 40 Jahren nicht aus wie ein Oldtimer. Das Fahrzeug mit seinem Design steht auch heute noch wunderbar auf der Straße.“

Die Vergaservariante des ersten 190 im Jahr 1982 leistet 66 kW (90 PS), der mit einer Benzineinspritzung ausgerüstete 190 E 90 kW (122 PS).

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Die Kunden waren anfangs noch zurückhaltend, mit weiteren Motorvarianten nahm der Verkauf des 190 aber Fahrt auf. So kam 1983 der erste 190 mit Dieselmotor (mit 72 PS). Besondere Begehrlichkeiten weckten die Sechzehnventiler  wie der 190 E 2.3-16. Besonders stolz war man bei Mercedes auf das Fahrwerk, das auf eine so genannte Raumlenkerachse setzte.  Diese trägt ihren Namen, weil fünf in genau festgelegter Position zueinander im Raum angeordnete Lenker jedes Hinterrad einzeln führen. Spur, Sturz, Spurweitenänderung, Anfahr- und Bremsnickabstützung können unabhängig voneinander festgelegt werden.

Bis 1993 wurden rund 1,9 Millionen Stück vom 190 produziert, mit dem Modellwechsel wurde aus dem 190 die C-Klasse.