Grand Tour of Switzerland: Eiger, Mönch, Jungfrau, Einstein
Von Michael Andrusio
Man kann sich kaum vorstellen, wie die Bergsteiger in den 30er Jahren versuchten, erstmals die Eiger-Nordwand zu durchsteigen. Viele bezahlten es mit dem Leben. Mordwand wurde die monströse Wand alsbald auch genannt. Von Grindelwald aus beobachteten viele Schaulustige die waghalsigen Männer. Auch heute noch ist Grindelwald sehr touristisch, nur dass niemand mehr hier ist, um zuzusehen, wie Bergsteiger ihr Leben riskieren.
Die Besucher scheinen aus allen Ecken der Welt zu kommen. Ähnlich sieht es im nicht weit entfernten Lauterbrunnen aus. Und offenbar sieht unsereins aus wie ein Lauterbrunner Bergfex. Ein Pärchen (offenbar aus Indien?) will wissen, wie man nach „Steckelburg“ kommt, ein anderes (wohl aus dem arabischen Raum) fragt, wo man Tickets kaufen kann, wenn man sich den spektakulären Staubbach-Wasserfall ansehen möchte. Allein, wir sind ebenso zum ersten Mal in der Gegend und unsere Antworten waren so erbärmlich, dass wir sie hier nicht wiedergeben wollen.
Wir folgen der Grand Tour of Switzerland weiter und reisen von Interlaken weiter entlang des schönen Thunersees Richtung Norden. Über Kurven und kleine Tunnels führt die Straße, links der türkisfarbene See, rechts die Felswände. Ein Stopp lohnt bei den so genannten Beatus-Höhlen, nicht nur wegen der Höhlen, sondern auch wegen des Wasserfalls, der hier in Richtung Thunersee stürzt.
Wenn man in der Schweiz mit dem Auto unterwegs ist, tut man gut daran, sich an die Tempolimits zu halten, für den Genussreisenden, der möglichst viel von der schönen Landschaft aufsaugen will, ist die entspannte Gangart ohnehin die einzig Richtige.
Spektakulär die Einfahrt über die Kirchenfeldbrücke nach Bern: Vor einem Regierungssitz und Kathedrale, unter einem die Aare.
Bern ist die Hauptstadt der Schweiz, wobei es offiziell Bundesstadt zu heißen hat (Grund ist, dass man anno 1848, als Bern ausgesucht wurde, verhindern wollte, dass Stadt mit dem Bären im Wappen womöglich größenwahnsinnig wird).
Die Arkaden (oder Lauben, wie man hier sagt) verleiten zum lustwandeln bzw. Schaufenster-shoppen. Soviel Glück wir mit dem Wetter haben, so viel Pech haben wir mit einem der Berner Wahrzeichen. Die so genannte Zytglogge wird gerade saniert und ist zu diesem Zweck eingerüstet. Dafür dürfen wir in Begleitung unseres Guides hinauf auf den Turm (den Turm kann man als Tourist grundsätzlich besuchen, aber nur in Begleitung eines Fremdenführers). Von oben hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt und - noch besser – wir treffen auch den Zytgloggenmeister Herrn Marti, der gerade dabei ist, das Uhrwek zu justieren. Es stammt aus dem Jahr 1530 und wurde, was die Schweizer ein gequältes Lächeln kostet, von einem Deutschen konstruiert (nachdem das ursprüngliche Werk nicht so richtig funktionieren wollte).
Man sagt, dass die Zytglogge mit ihrem Glockenschlag einen Beamten, der im Patentamt arbeitete, dazu inspirierte, über die Zeit nachzudenken. Von 1902 bis 1905 bewohnte Albert Einstein eine Wohnung in unmittelbarer Nähe und während seiner Zeit in Bern entwickelte er sowohl die spezielle als auch die allgemeine Relativitätstheorie (e=mc2). Die Wohnung kann man besichtigen, der Eintritt kostet 6 Franken.
Wir nächtigen in einem ziemlich britisch angehauchten Hotel namens The Bristol. Früher stand an dieser Stelle ein Restaurant, das dem Onkel von Paul Klee gehörte und als Kind saß der kleine Paul in diesem Lokal und fertigte seine ersten Zeichnungen an.