Motor/Fahrrad

Wie gefährlich ist es, Kinder am Fahrrad mitzunehmen?

Als Autofahrer erlebt man oft einen Schreckmoment, wenn wieder einmal ein Radler völlig angstbefreit und nicht immer regelkonform über die Kreuzung scheidet. Noch mehr, wenn Kinder am oder auf dem Fahrrad mitgenommen werden. Der KURIER hat bei ÖATMC-Experte Steffan Kerbl nachgefragt, wie sicher es ist, Kinder am Fahrrad mitzunehmen.
 
Gibt es Unterschiede in der Sicherheit ob man Kinder im Fahrradsitz bzw. im Anhänger oder im Lastenrad transportiert?
Die Unterschiede sind erheblich: Am Fahrrad darf nur ein Kind mit Fahrrad-Kindersitz befördert werden und dieses sitzt relativ hoch. Das Fahrverhalten des Rades wird dadurch etwas empfindlicher. Der höhere Schwerpunkt zeigt sich im Übrigen bereits beim Sichern des Kindes: Das Rad kann in dieser Situation, also am Stand, relativ leicht kippen, da serienmäßige Seitenständer häufig nicht in der Lage sind, das Rad zu stützen - es gibtübrigens bessere Ständer als Zubehör.
 
Und Fahrradanhänger?
Der Fahrradanhänger macht aus dem Rad ein langes und vor allem breites Gespann, beeinflusst dafür aber das Fahrverhalten weniger. Es können mehrere Kinder und auch Transportgut befördert werden und das Ein- und Austeigen oder Beladen gestaltet sich sicherer. Der Anhänger ist jedoch breit und das kann beim Fahren im urbanen Raum, an Gehsteigkanten oder beim Queren von Aufpflasterungen, Schienen oder Rampen problematisch werden.
 
Wie sieht es mit den Lastenrädern aus?
Beim Lastenfahrrad muss zwischen ein und mehrspurigen Rädern unterschieden werden. Einspurige haben ein dem klassischen Fahrrad ähnliches Fahrverhalten, sind mit zunehmender Beladung allerdings problematischer zu fahren als mehrspurige Räder. Diese neigen allerdings zum Kippen in zu schnell gefahrenen Kurven oder beim einseitigen Befahren von Gehsteigkanten. Beide „Gattungen“ erfordern Übung im Umgang, vor allem mit hoher Beladung. Zu Bedenken ist außerdem: Fahrradabstellplätze sind für klassische Räder optimiert und auch der Raum auf Radwegen kann knapp werden, wenn sich Lastenräder begegnen. Lastenräder können – z. B. auf der Urlaubsfahrt – nicht mit Radträgersystemen an herkömmlichen Pkw befördert werden. Wichtig ist noch: Bitte den Kindern keine Spielsachen, Trinkflaschen beim Fahren in die Hand geben. Heraus- oder herunterfallende Gegenstände fordern Mitverkehrsteilnehmer in ihrer Reaktionsschnelligkeit und könnten Folgeunfälle auslösen.
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Autofahrer echauffieren sich oft über Eltern, die mit Kindern auf oder am Fahrrad unterwegs sind und sich beim Abbiegen oder Queren nicht vollumfänglich an die geltenden Verkehrsregeln halten: Ist das nur ein Empfinden oder entspricht es der Realität?
 Belastbare Zahlen oder aktuelle Beobachtungen dazu liegen uns nicht vor. Als Mobilitätsclub appelliert der ÖAMTC jedoch an alle Verkehrsteilnehmer zur gegenseitigen Rücksichtnahme und zum Einhalten der Regeln – denn nur so ist ein sicheres und stressfreies Miteinander im Straßenverkehr möglich. Oft hilft es schon, sich in das jeweilige Gegenüber hineinzuversetzen – denn wir alle sind multimodal unterwegs, also mal mit dem Auto, dann wieder mit dem Rad oder zu Fuß.
 
Wie gefährlich ist es, Kinder am Fahrrad mitzunehmen?
Die Sicherheit von Radfahrenden hängt generell sehr stark vom Verkehrsumfeld ab, in dem sie sich bewegen. Ein mit Kind besetztes Fahrrad kann mit oder ohne Elektroantrieb problemlos um die 20 km/h bewegt werden. Ein Alleinunfall bei dem Tempo stellt in der Regel noch keine dramatische Gefahr dar, zumindest wenn die typische Schutzausrüstung getragen wird sollte, sollten Schrammen und Schürfwunden die schlimmste Folge sein. Anders sieht das bei Verkehrsunfällen mit Pkw, Lkw oder anderen Fahrzeugen aus – oder bei Unfällen mit höherer Geschwindigkeit, etwa auf langen Bergabpassagen: Hier kann es zu sehr schweren bis tödlichen Verletzungen kommen. In Tests haben wir festgestellt, dass die Kinder in Lastenfahrrädern hier auch nicht sicherer unterwegs sind, als in Hängern oder Kindersitzen. Der mehrspurige Fahrradanhänger schneidet über alle potenziellen Unfallszenarien noch am günstigsten ab, auch wenn er nicht frei von Risiko ist - wie etwa Kippen oder Übersehen werden.
 
 
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Wann wird es gefährlich?
Problematisch kann es vor allem dann sein, wenn das Kind oder die Kinder eingeschlafen sind und der Kopf oder Körper im Sitz beziehungsweise Anhänger herumbaumelt und dies von der Lenkerin nicht wahrgenommen wird. Der Kopf und Oberkörper hängt dann trotz Gurt aus dem Kindersitz heraus oder baumelt seitlich hervor. Sieht schlimm aus und braucht mehr Seitenabstand. Ausserdem kann das Kind, sofern es nicht angegurtet ist auch herausfallen.
 
Ist es im Auto sicherer?
In Pkw oder Bussen sind Kinder natürlich sicherer aufgehoben, vorausgesetzt, die vorgesehenen oder vorgeschriebenen Rückhalteeinrichtungen werden korrekt verwendet. Am unsichersten wären Kinder auf Motorrädern, Quads und Ähnlichem unterwegs, deshalb ist hier die Beförderung erst ab dem 12. Lebensjahr erlaubt – es gibt hier auch schlicht keine brauchbaren Kindersitze oder Schutzausrüstung.