Blade-Batterie von BYD: Keine Angst mehr vor dem Feuer
Von Horst Bauer
Dass der chinesische Hersteller BYD Autos baut, ist nur ein Teil seiner Geschichte. Eigentlich hat man 1995 mit der Entwicklung und Produktion von Batterien begonnen. Spezialität: die damals noch neuen Lithium-Ionen-Batterien für Handy, Walkman & Co., die unter anderem von Motorola und Nokia verwendet wurden.
Ins Autogeschäft stieg man erst 2003 ein. Und machte fünf Jahre später auch außerhalb Chinas auf sich aufmerksam als man auf dem Autosalon in Genf mit dem F3DM das erste Modell mit Plug-in-Hybridantrieb vorstellte.
Als im gleichen Jahr der US-Investment-Guru Warren Buffet bei den Chinesen einstieg, signalisierte das dem Rest der Welt, dass es sich bei BYD wohl um kein Strohfeuer aus der ehemaligen Sonderwirtschaftszone von Shenzhen in der Nähe von Hongkong handelte.
Man war vielmehr gekommen, um zu bleiben – und vor allem zu wachsen.
Selbst entwickelte Blade-Batterie
Einer der besonderen Meilensteine in diesem Unterfangen wurde 2020 mit der Produktion der ersten selbst entwickelten Blade-Batterie gesetzt. Diese wird in dem eigens dafür errichteten Werk in der Nähe der Millionenstadt Chongqing am Jangtse-Fluss gebaut. 17.500 Mitarbeiter, von denen 4.500 direkt auf dem Gelände der Fabrik wohnen können, produzieren dort Batteriezellen mit einem Output von 20 GWH pro Jahr.
Vor zwei Jahren wurde erstmals so eine Blade-Batterie in einem Modell von BYD, dem nun auch bei uns erhältlichen Siebensitzer-SUV Tang eingesetzt.
Wo liegen nun die Vorteile der Blade-Batterie gegenüber herkömmlichen in E-Autos eingesetzten Lithium-Ionen-Akkus?
Reduktion des Brandrisikos
Der plakativste Unterschied ist wohl die starke Reduktion des Brandrisikos durch mechanische Schäden an den Batteriezellen. Eindrucksvoll dargestellt durch den sogenannten Nagel-Test, bei dem je ein Stahlstift durch einen Lithium-Ionen-Akku und eine Blade-Batterie getrieben wird.
Im einen Fall lodert nach der Beschädigung der Zellwand sofort ein Feuer auf und der Akku brennt samt Gehäuse unter hoher Hitzeentwicklung vollständig aus. Diese würde auch die anderen Batteriezellen, wie sie in einem in E-Autos eingesetzten Akku verbaut sind, in Brand stecken und diesen unkontrollierbar machen. Was in der Praxis dazu führt, dass der Brandherd aufwändig isoliert und mehrere Tage lang in einem Tauchbecken gelagert werden muss, um nicht weiteren Schaden anzurichten.
Bei der Blade-Batterie bewirkt die Verletzung der Zelle lediglich eine Erhitzung auf 30 bis 60 Grad und es entsteht weder Rauch noch Feuer.
Den Sicherheits-Unterschied zwischen den beiden Batterie-Systemen zeigt das Video des "Nail-Penetration-Test" eindrucksvoll.
Nicht einmal eine äußere Erhitzung der Batterie-Einheit auf 300 Grad oder eine Überladung auf über 260 % löst ein Feuer aus.
Weder Kobalt noch Nickel
Ein weiterer grundlegender Unterschied zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien: BYD verwendet als Basis für die Blade Batterie Lithium-Eisen-Phosphat und kann dadurch auf den Einsatz von Kobalt und Nickel verzichten.
Die einzelnen Batteriezellen sind 960 mm lang, 90 mm breit and 13,5 mm hoch. Sie werden in einem hochfesten Alugehäuse verpackt und können dann zu unterschiedlich großen Batterie-Paketen zusammengefasst werden.
In der Batterie, die für die im Herbst bei uns startende sportliche Limousine BYD Seal verwendet wird, sind 172 solcher – aufgrund ihrer länglichen, kantigen Form „Blades“ genannten – Batteriezellen verbaut. Ihr Gesamtgewicht beträgt 560kg, die Kapazität liegt bei 82,56 kWh.
Acht Jahre Garantie
Schließlich zählt auch die lange Lebensdauer zu den spezifischen Stärken der Blade-Batterie. Laut BYD ist sie auf über 5.000 Ladezyklen ausgelegt. Das erlaubt es, der Kundschaft eine Werksgarantie von 8 Jahren oder 200.000 km auf die Batterie jedes E-Autos von BYD zu geben. Anders gesagt: Fällt die Kapazität des Akkus während der Garantie auf unter 70 %, wird er für den Kunden kostenfrei gegen einen neuen ausgetauscht.
Die schwächelnde Batterie wird zurück ins Werk nach China geschickt und dort auseinandergenommen um die einzelnen Zellen auf ihre Funktionstüchtigkeit untersuchen zu können. Alle, die noch verwendbar sind, werden zu stationären Speichern kombiniert. Der Rest kommt in den Recyclingprozeß. Dabei wird Alu, Kupfer und Grafit vollumfänglich wiederverwertet, von den LFP-Anteilen (Lithium-Eisen-Phosphat) sind es nahezu 100 %.
Dass die 7.000 Ingenieure, die bei BYD in der Batterie-Entwicklung arbeiten, mit der Blade-Batterie einen veritablen Erfolg im Rennen um die Vorherrschaft in dieser Zukunftstechnologie gelandet haben, zeigen nicht nur die Leistungen der eigenen E-Auto-Modelle des Konzerns.
Seit kurzem zählt auch E-Auto-Pionier Tesla zur Kundschaft der Chinesen. Die Amerikaner setzen inzwischen in einem Teil ihrer Modelle ebenfalls die Blade-Batterie von BYD ein.