Aus Alt wird neu: Wie BMW das Auto-Recycling ankurbeln will
Von Sandra Baierl
BMW will mehr recyclen, bzw. muss mehr recyclen. Zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie leistet man in der BMW Group seit 30 Jahren wichtige Grundlagenarbeit, im sogenannen "Recycling und Demontage Zentrum". Der Österreicher Jörg Lederbauer ist dafür verantwortlich. Er ist Hauptabteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft, Ersatzteilversorgung Hochvoltspeicher und elektrischer Antrieb bei der BMW Group. Heißt: Seine Zuständigkeit umfasst die Verwertung von Fahrzeugen sowie die Ersatzteilversorgung für Zellen, Speichermodule und Speicherkomponenten der Hochvoltspeicher.
Knapp, limitiert - also wiederverwenden
Seit 15 Jahren schon ist Lederbauer bei BMW, seit eineinhalb Jahren eben derjenige, der die Kreislaufwirtschaft weiter ankurbeln soll. „Das ist notwendig, weil die Ressourcen knapp und limitiert sind“, sagt Lederbauer. Um mehr recyclen zu können, werden die Fahrzeuge heute schon so konzipiert, dass man die Komponenten auch gut wiederverwenden kann. „Unser Ziel ist es, Komponenten und Ressourcen möglichst lange wiederverwerten zu können“, sagt er.
Aus Alt wird neu, oder: aus Alt werden Materialien
Beim Recycling von Fahrzeugteilen verfolgt man zwei Strategien: Altkomponenten werden so aufbereitet, dass sie wieder wie neu sind. Oder: Bei nicht mehr reparierbaren Elementen werden die Materialien getrennt und wiederverwendet.
Die Altstoffe kommen übrigens aus unterschiedlichen Quellen, es sind recycelte Prototypen, Produktionsschrotte, Altfahrzeuge, die auf ihre Einzelteile untersucht werden. Denn grundsätzlich gilt: es lassen sich fast alle Teile recyclen - 85 Prozent sind recyclebar, 95 Prozent sogar wieder verwertbar. Aktuell forscht man bei BMW daran, zum einen die neue Regulatorik (Vorgaben beim Recycling) zu erfüllen, zum anderen versucht man, die Recycling-Prozesse zu verbessern. „Es geht darum, eine komplette Industrie zu transformieren“, sagt Lederbauer. „Die Schwierigkeiten liegen dabei in der Effizienz: der Recyclingprozess muss so sein, dass Produkt- und Sicherheitsstandards erfüllt werden. Aus dem Auto kann ein Kühlschrank werden, aber wenn es wieder ein Auto werden soll, muss es wichtige Qualitätsstandards erfüllen“, so der Experte.
Wissen-Datenbank
Wichtige Branchen-Errungenschaft: Die BMW Group war am Aufbau der Plattform IDIS (International Dismantling Information System) beteiligt. Dort veröffentlicht man Daten und Erkenntnisse, die Verwertern rund um die Welt kostenfrei zur Verfügung stehen. Mittlerweile nutzen etwa 3.000 Betriebe in 32 Ländern die gemeinsame Recycling-Datenbank, um sich darüber zu informieren, wie wiederverwertbare Bauteile kostengünstig demontiert und wertvolle Materialien effizient zurückgewonnen werden können.
Aktuell werden in Deutschland rund 10.000 Autos im Jahr wiederverwertet, noch sei diese Industrie in Deutschland sehr fragmentiert. BMW sei hier sehr groß und auch ein Treiber in diesem Sektor. Und zur Regulatorik: Die besagt, Re-use ist besser als Re-cycle. Was genau die EU auf diesem Sektor in den nächsten Jahren vor hat, ist übrigens nicht genau festgelegt. Es handle sich nur zum Teil um EU-Vorgaben, zum Teil sei dieser Sektor auch sehr lokal reglementiert.