Und täglich grüßt die Jugendsünde
Falls Strache es ernst meint, dass rechtes Gedankengut in der FPÖ keinen Platz hat, müsste es Konsequenzen geben.
über Udo Landbauer
Seit 18 Jahren ist Udo Landbauer, der freiheitliche Spitzenkandidat für Niederösterreich, Mitglied der Burschenschaft Germania. Einer Verbindung, die auf ihrer Bude ein Liederbuch mit antisemitischen Texten in Verwendung hat, die unter das Verbotsgesetz fallen - das hat der Falter jetzt recherchiert. So heißt es an einer Stelle "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'", oder an einer anderen "Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines’: ,Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.’" In einer Stellungnahme sagt ein Sprecher, dass Landbauer das Buch bei den besagten Stellen nur mit geschwärzten oder mit herausgerissen Seiten kenne, dass das Werk schon sehr alt sei, und man Landbauer so auch keinen Vorwurf machen könne. Zumal Landbauer Antisemitismus generell fremd sei. Dass Landbauer die besagten Passagen in seiner 18-jährigen Mitgliedschaft bei der Germania nie untergekommen sind, ist freilich nur sehr schwer vorstellbar und die Verteidigung seines Sprechers klingt wie der übliche Reflex von ertappten Freiheitlichen, die den Mief des Rechtsextremismus in ihrem Umfeld einfach nicht loswerden und sich entsprechend empört über die Vorwürfe echauffieren.
Die Bundespartei wird den Vorfall nicht kleinreden können, die üblichen Stehsätze wie "Jugendsünde" oder "Mitläufer" werden nicht ausreichen. Landbauer, der sich als Scharfmacher gefällt, ist immerhin ihr Spitzenkandidat in Niederösterreich. Falls es Parteichef und Vizekanzler Strache ernst meint, dass rechtes Gedankengut in, aber auch im Dunstkreis der Partei nichts zu suchen hat, müsste es für Landbauer Konsequenzen geben. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz steht in der Pflicht und sollte hier klar Stellung beziehen. Hat er doch noch vor wenigen Tagen in einer deutschen Talkshow gemeint, dass für ihn bei rechten Aussetzern das Verbotsgesetz die klare rote Linie sei. Bei Texten wie "Wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS" wurde diese wohl klar überschritten.
Update. Bundeskanzler Kurz hat mittlerweile Stellung bezogen.