Meinung

Syrien hilft kein naiver Aktionismus

Das Beispiel Irak sollte den Westen davor warnen, auf Gewalt in einer Region zu setzen

Mag. Konrad Kramar
Islamistischen Terror

Islamistischer Terror, eine entlang ethnischer Grenzen zerrissene Bevölkerung in Angst und ohne Zukunftsperspektive: Das Bild, das in der KURIER-Reportage aus dem Norden des Irak gezeichnet wird, ist nicht nur erschreckend, es zeigt auch deutliche Parallelen zum aktuellen Konfliktherd Syrien. Auch dort verlaufen die Fronten des Bürgerkriegs entlang der fast gleichen ethnischen Trennlinien.

Islamisten, massiv unterstützt von den Golfstaaten, übernehmen die Kontrolle, dazu spielt der Iran sein eigenes Spiel. Der Unterschied ist nur: Im Irak sind inzwischen zehn Jahre vergangen, seit die USA ein diktatorisches Regime quasi im Handstreich weggefegt haben. Am Ziel, klare Verhältnisse und damit Frieden zu schaffen, ist man trotzdem auf tragische Weise gescheitert.

Keine Frage, die Bilanz nach zwei Jahren Bürgerkrieg in Syrien ist erschütternd: Zehntausende Tote, eine Million Flüchtlinge, kein Ende in Sicht. Der Ruf nach militärischer Intervention wird lauter. Im ersten Schritt, so wollen es Großbritannien und Frankreich, sollen die Rebellen bewaffnet werden, schon jetzt werden Kämpfer in Nachbarländern trainiert. Wen aber rüste ich auf diese Weise auf?

Die Idee, man könne nur den „guten“ Rebellen zum Sieg verhelfen und die bösen, islamistischen außen vor lassen, widerspricht allen Erfahrungen in diesem Raum und dazu Erfahrungen, die man im Laufe des Arabischen Frühlings machen musste. Die Diktatur von Bashar al Assad – übrigens über Jahre vom Westen als Stabilitätsfaktor geschätzt – mag heute als Schreckensregime erscheinen. Zu glauben, dass deren gewaltsame Entfernung, egal mit welchen Mitteln und welchen Verbündeten, das Land einer Lösung näherbringt, ist naiver Aktionismus.