Meinung

Steiermark-Wahl: Selbstreflexion ist jetzt gefragt

Da stand Christopher Drexler in seinem Parteihaus und tat, was er wirklich gut kann - eloquent poltern. Oder auf gut steirisch Watschn austeilen: An den Bundespräsidenten, der nach den Nationalratswahlen der zweitstärksten Partei – Drexlers eigener Bundespartei – den Auftrag zu Regierungsverhandlungen gab.

An die Bundespolitik und deren "eisigen Gegenwind: "Großes Danke nach Wien", setzte Drexler nach, der gerade jene Wahlen verloren hatte, bei denen er trotz jahrzehntelanger Erfahrung als Landespolitiker erstmals selbst in der ersten Reihe stand.

Selbstkritik? Derlei kam im Repertoire des ÖVP-Landeschefs am Wahlsonntag nicht vor, jedenfalls nicht öffentlich. Dabei gäbe es einiges, wo Selbstreflexion gefragt gewesen wäre.

Warum eigentlich griff die ÖVP in den vergangenen Jahren und speziell im Wahlkampf die FPÖ mit Samthandschuhen an? Seit drei Jahren ist ein Finanzskandal bekannt, der in der Grazer FPÖ seinen Ausgang nahm und längst in die blaue Landespartei geschwappt ist. Das wurde von der ÖVP nie hinterfragt, sondern einfach hingenommen – voreilender Gehorsam, falls man irgendwann doch einen anderen Partner als die SPÖ brauchen würde?

Dann das vehemente Festhalten am Spitalsprojekt in Liezen, das Drexler einst als Gesundheitslandesrat auf Schiene brachte: Ein Zurück an den Start wurde nie auch nur erwogen – nirgendwo war die blaue Ohrfeige für die Schwarzen größer als in jenen Gemeinden, deren Spitäler für den Neubau auf der grünen Wiese geschlossen werden sollen.

Drexler beteuerte am Wahlabend, er wolle für die ÖVP die Verhandlungen führen. Doch er wird um die Obmanndebatte nicht herumkommen. Ein legendärer Vorgänger löste dies nach einer Wahlniederlage eleganter: Josef Krainer junior verlor 1995 acht Prozent und trat zurück – die ÖVP hatte damals 36 Prozent und war stimmenstärkste Partei.