Stehlt uns bitte nicht die langen Sommertage
Von Martina Salomon
In den EU-Ländern wird es künftig dauerhaft Sommer- oder dauerhaft Winterzeit geben, geht es nach dem EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Betrachtet man die derzeitige politische Stimmung, dann wohl eher Letzteres. Nein, Scherz beiseite: Das Thema ist kniffliger als es wirkt. In der Sommerzeit atmen wir auf, weil der Tag so lange lichtdurchflutet bleibt. Bitte stehlt uns diese zusätzliche Stunde nicht wieder! Dauerhafte Sommerzeit bedeutet andererseits für die vielen österreichischen Arbeitnehmer, die früh (früher als in vielen anderen Ländern) am Arbeitsplatz erscheinen müssen, einen dunkleren Arbeitsbeginn. Der Wechsel war also gar nicht so blöd.
Im Grunde ist das ständige Wehklagen über die Zeitumstellung (zumindest außerhalb der Landwirtschaft) ein wenig (sehr) übertrieben: Im Urlaub akzeptieren alle klaglos, die Uhr eine Stunde zu verstellen. Sollte dieses Stünderl im Alltag wirklich ein so großes Problem darstellen, gar die Gesundheit belasten? Entschuldigung, aber das ist lächerlich.
Abgesehen davon haben nur 4,6 Millionen von mehr als 512 Millionen EU-Bürgern auch tatsächlich abgestimmt. Eine breite Mehrheit ist das wohl nicht – und eigentlich auch kein besonders wichtiger Auftrag an die EU. Dort sollte man sich mit Wichtigerem beschäftigen. Und die "Sommerkinder" dürfen sich jetzt schon Sorgen über eine "österreichische Lösung" im Land der Frühaufsteher machen. Immerhin tritt Wirtschaftsministerin Schramböck für dauerhafte Sommerzeit ein. Ansonsten müsste man jetzt schnell ein Volksbegehren gegen sommerliche "Verdunkelungsgefahr" einleiten.