Schwarz-Weiß-Denken beim ÖFB? Auf die Bremse und ab ins Stadion
Nicht einmal ein Jahr ist es her, da musste man den Eindruck bekommen, Österreich wäre Europameister. Nach einer EM mit eineinhalb guten Partien und dem Erreichen des selbst auferlegten Ziels Achtelfinale – nicht weniger, aber auch nicht mehr – wurden Kritiker zum Schweigen aufgefordert. Nach einer Niederlage, wohlgemerkt.
Am Freitag klang das ganz anders. Österreich hat gegen den Vizeweltmeister gewonnen, und die Protagonisten selbst waren es, die auf die Bremse traten. Man hätte gegen die Kroaten in Rückstand geraten und anstelle des 3:0-Sieges mit einer Niederlage heimfahren können, betonte Xaver Schlager.
Albtraum oder guter Plan?
Man könnte meinen, es sei exakt dieser Umstand, der den neuen Teamchef seit dem Schlusspfiff in Osijek beschäftigt. Nach vier Tagen Vorbereitung die Grundformation schon nach einer halben Stunde über Bord werfen zu müssen, klingt wie der schlimmste Albtraum eines jeden Trainers.
Allerdings: Plan B hatte Rangnick längst in der Tasche, wie Andreas Weimann verriet. Man habe zwar stets in der 3-5-2-Formation trainiert, auf der Taktiktafel allerdings gezeigt bekommen, wie für den Fall der Fälle umgestellt werden würde. An der Spielidee und den Abläufen im Pressing habe dies nichts geändert. Und dennoch: Umstellungen wie diese während des laufenden Spiels sind die Königsdisziplin des Trainerdaseins. Schrecklich als das Gefühl von Ohnmacht in der eigenen Coaching-Zone.
Dass im Prater demnächst beim Fußballschauen jemand einnickt, ist unwahrscheinlich. Und dennoch sei an dieser Stelle die Werbetrommel gerührt. Wer gegen Dänemark ins Ernst-Happel-Stadion kommt (das Spiel gegen Frankreich am Freitag ist fast ausverkauft), wird kein Versteckspiel sehen, sondern ein Team, das mutig nach vorne attackiert und direkt in Richtung Tor spielt. Wer sich an diesem Spektakel erfreut, braucht auch nicht enttäuscht zu sein, sollte es diesmal anders ausgehen. Österreichs Fußballer haben dieses Schwarz-Weiß-Denken bereits abgelegt.