Schlecht, schlechter, am schlechtesten
Zunächst die gute Nachricht. Die Arbeitslosigkeit sinkt. Derzeit sind mehr als 400.000 Menschen in Österreich ohne Job. Mitte April waren es 588.000. Im April waren zusätzlich 1,3 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit, nun sind es 389.000 Personen.
Jetzt die schlechte Nachricht. Die Arbeitslosigkeit wird wieder steigen. Nicht nur, weil sie gegen den Winter hin (wegen der witterungsbedingten Flaute am Bau) immer steigt. Sondern weil jetzt Ebbe ist und damit strukturelle Probleme zutage treten. Beispiel MAN in Steyr. Der deutsche Lkw-Hersteller muss sich gesundschrumpfen. Die Produktion in Oberösterreich wird in spätestens drei Jahren dichtgemacht. Die Wahrheit aber ist: Das wäre eher früher als später auch so passiert. Corona hat die Lage nur verschärft. So wie auch bei vielen anderen Unternehmen. Fast schon im Tagesrhythmus teilen Firmen mit, dass sie Beschäftigte abbauen müssen.
Jetzt eine noch schlechtere Nachricht. Wenn die ganzen Staatshilfen im nächsten Jahr auslaufen müssen (weil dafür das Geld ausgeht), werden die Zombiefirmen krachen. Das sind Firmen, die eigentlich am Ende sind. Vor Corona wurden sie oft mit Förderungen künstlich am Leben erhalten. Kreditschützer schätzen, dass es in Österreich 50.000 solcher Unternehmen gibt. Oft sind es Einpersonenfirmen (wie Berater von Beratern der Berater) aber auch mittlere und größere Unternehmen. Etwa Start-ups, aber auch viele Tourismusbetriebe. Jetzt die eigentlich wirklich schlechte Nachricht: In den kommenden Jahren werden wir mit einer sehr hohen Arbeitslosigkeit leben müssen. Das ist sozial gesehen höchst gefährlich. Die Arbeitslosigkeit der 1930er-Jahre mündete letztendlich in einen Weltkrieg.
Das Problem ist: Die Politik kann nicht viel tun. Sie kann nur dafür sorgen, dass die Arbeitslosen nicht auf der Straße landen. Umschulungen und Bildungsprogramme sind sicher eine gute Idee, greifen aber nur langfristig. Lkw-Bauer und Hotelpersonal bei Sacher lassen sich eben nicht blitzschnell zu Cyberexperten oder Klimatechnikern umschulen. Digitalisierung und Energiewende gelten ja als neue Jobwunder. Die Energiewende ist aber auf Jahrzehnte angelegt, und die Digitalisierung braucht ganz spezielle Experten. Weder da wie dort wird es Jobs vom Himmel regnen. Und wer nach erfolgter Umschulung dann doch einen Job erhält, wird möglicherweise weniger verdienen als vorher und/oder die Region verlassen müssen, wo man sich ein Leben aufgebaut hat. Das alles spricht die Politik natürlich nicht so hart aus, weil man damit keine Wahlen gewinnt. Wer jedoch bisher geglaubt hat, dass wir eine Krise haben, weiß noch nicht, was eine Krise ist. Hoffentlich läuft das politische Krisenmanagement dann besser ab als bisher in der Gesundheitskrise.