Wird die heimische Wirtschaft abstürzen?
Der Internationale Währungsfonds sagt der Bundesrepublik Deutschland eine schrumpfende Wirtschaft voraus - als einzigen Staat der G-7. Wird das leichte Schrumpfen (0,3%) auch Österreich treffen, zumal Deutschland unser größter Handelspartner ist - oder sind die Schlagzeilen Alarmismus geschuldet und gibt es keinen Grund zur Sorge? Wird die heimische Wirtschaft abstürzen?
JA, eben weil Deutschland seine Rezession erst beendet hat, der Internationale Währungsfonds der Bundesrepublik als einzigem G7-Staat ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaft voraussagt und Deutschland unser wichtigster Handelspartner ist. Geht es den Nachbarn nicht gut, wird es für uns ungut – nur eben zeitversetzt.
In Österreich selbst geht es längst ans Eingemachte, nur getrauen sich Entscheidungsträger wie Politiker das nicht in Worte zu fassen, fürchten sie doch, mit Begriffen wie „Wohlstandsverlust“ an Sympathie wie Stimmen einzubüßen . Hört man den Wirtschaftsforschern von Wifo und IHS zu und sieht genau hin, so werden die Prognosen stetig nach unten revidiert und bereits abbild- und spürbar. Zu allererst in den Auftragsbüchern der heimischen Industrie nämlich, die Lücken aufweisen. Fehlende Aufträge, die auch stetig steigenden Kreditzinsen geschuldet sind, die geringere Investments der Industrie ebenso zur Folge haben wie eine geringere Nachfrage, werden den Produktionsbedarf per se schmälern. Weniger Produktion bedeutet immer auch weniger Arbeitskräfte und damit eine wieder steigende Arbeitslosigkeit. Und das alles bei einer konstant und im EU-Vergleich seit Monaten viel zu hohen Inflationsrate von zuletzt 8 Prozent.
Österreichs Industrie geht, wie Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, sagt, in eine „Winterrezession“. Und das sei nicht saisonal, sondern strukturell bedingt. Gewöhnen wir uns daran, auch wenn es ungewohnt ist.
Johanna Hager ist stv. Ressortleiterin der Innenpolitik
NEIN. Doch der Reihe nach. Seit Monaten geistert das Schreckgespenst von einer schweren Wirtschaftskrise herum. Aus Deutschland etwa ereilen uns schon im Tagesrhythmus Hiobsbotschaften . „Die Welt wächst, Deutschland schrumpft“, titelte etwa dieser Tage die WELT. Und wenn Deutschland fällt, stolpert Österreich wegen seiner Abhängigkeit gleich hinterher, so das hierzulande gängige Bild. Aber wovon reden wir eigentlich? Die deutsche Wirtschaft könnte heuer um „sagenhafte“ 0,3 Prozent schrumpfen. Ein Absturz sieht anders aus. Die österreichische Wirtschaft dürfte sich entlang der Nulllinie bewegen. Hierzulande bricht übrigens immer wieder Hysterie aus, wenn „Zombie“-Unternehmen, die vor Covid schon am Ende waren, nun halt endgültig krachen. Man muss also die Krisen-Botschaften relativieren. Ja: Die deutsche Industrie hat ein Problem. Aber das liegt am momentan sinkenden Export und an der tollpatschigen Energiewende. Ja: Die Folgen des Ukraine-Kriegs bringen den Konjunkturmotor ins Stottern. Aber eine schwere Rezession wie 2008/09 oder eine wie die von der Politik initiierte (Covid)-Wirtschaftskrise von 2020 ist weit und breit nicht in Sicht. Wir reden von Stagnation. Die ist übrigens – das wird ja immer ausgeblendet – sogar gewollt. Damit endlich die Inflation zurückgeht. Und sonst? Der deutsche Aktienindex DAX kratzt am Allzeithoch. Die Flugbranche meldet volle Auslastung, den Banken geht es gut und die Industrie verbucht noch immer Gewinne.
Wolfgang Unterhuber ist Ressortleiter der Wirtschaft