Patscherter Auftritt
„Also grundsätzlich war es so, dass die Eltern das Geld übernommen haben und das Baby kurz zu dem Geld auch greifen wollte …“ Familienministerin Christine Aschbacher trat am Dienstag die Flucht nach vorne an und vergriff sich endgültig im Ton.
Zur Vorgeschichte: Am Wochenende tauchte ein Foto auf, bei dem Aschbacher Bargeld aus dem „Corona Familienhärteausgleich“ selbst übergibt. Das Bild zeigt, wie Aschbacher einem Kleinkind einen Hunderter gibt. Es wurde von einem Pressemitarbeiter geschossen und dann der Kronen Zeitung zur Verfügung gestellt.
Aschbacher, der in Interviews wahrscheinlich nicht einmal das aktuelle Datum zu entlocken wäre, weil sie sich bei den harmlosesten Fragen sofort in nichtssagende Floskeln rettet, sprach also am Dienstag endlich Klartext: Das Baby ist schuld dran, dass sie Beihilfen wie Almosen verteilt und sich dabei fotografieren lässt. Die Familienministerin ist im Auftritt derart hilflos, dass ihre Auftritte als Regierungsmitglied ein halbes Lehrbuch über den Stellenwert (misslungener) Kommunikation füllen könnten.
Der türkise Regierungschef Sebastian Kurz macht es vor: Er verstand es bisher meisterhaft, jede Gesprächssituation in simple, verständliche, aber kompetent wirkende Bausteine zu packen. Wer erinnert sich nicht an die geschlossene Balkanroute oder an die Corona-Gebote „es gibt nur vier Gründe …“?
Die Regeln der Politik sind gnadenlos: Wer im öffentlichen Auftritt schwach ist, wird auf die miese Optik reduziert. Wer hingegen die Bühne für sich zu nutzen weiß, kann zumindest so tun, als hätte er oder sie den Überblick. Des Kanzlers aus dem Ruder gelaufener Besuch des Kleinwalsertals war auch deshalb so viel beachtet, weil er ihm ausnahmsweise so überhaupt nicht gelang.
Die Corona-Krise sorgt in vielen Bereichen für eine besondere Dynamik. Und so gilt es, mit der Signalwirkung des eigenen Auftretens sorgsam zu haushalten. Der flamboyante Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer etwa hat die Zuschreibung „Schnösel“ vergangenes Wochenende wohl nicht das letzte Mal gehört, als er im Gourmetmagazin Falstaff mit einer Magnumflasche in der Hand fröhlich für die Ankurbelung des heimischen Konsums und des Genusses warb. Die ums Überleben raufenden Betriebe, die mit ihren Pflichtbeiträgen solche Auftritte mitfinanzieren, dürften sich nicht wahnsinnig gefreut haben.
Was Mahrer in dem Interview sagte, ging völlig unter: „Nichts beeinflusst die Wirtschaft so stark wie psychologische Faktoren“, meinte er etwa. Grundvernünftig. Allein: Wenn man so patschert auftritt, hören nur mehr jene zu, die ohnehin dauernd klatschen. Egal was man verzapft.