Meinung

Norwegen-Gas nach Österreich: Das späte Erwachen

Für die Opposition ist es ein weiterer PR-Schmäh der Bundesregierung, die jetzt so tut, als ob die Gasversorgung für diesen Winter bereits gesichert sei. Die Verantwortlichen wie Kanzler Karl Nehammer oder die zuständige Ministerin Leonore Gewessler feiern die neuen, zusätzlichen Pipeline-Kapazitäten der OMV vor allem für norwegisches Gas nach Österreich hingegen fast schon wie einen Durchbruch im Wirtschaftskrieg mit Putin.

Richtig ist: Mehr norwegisches Gas kommt besser spät als nie nach Österreich. Ebenso richtig ist, dass Regierung und OMV - über die Gründe kann man nur spekulieren - bisher offenbar relativ relaxed in der Pendeluhr geschlafen haben. Und das trotz aller Warnungen vor einer schweren Wirtschaftskrise, falls kein Gas mehr aus Russland kommt. Und trotz aller Telefonate zwischen Wien und Oslo, was das norwegische Gas betrifft.

Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist Feuer am Dach bei der europäischen und vor allem österreichischen Gasversorgung. Während Länder wie Deutschland ihre Abhängigkeit vom Russen-Gas Woche für Woche ein Stück weit verringert haben, ist in Österreich bisher herzlich wenig weiter gegangen.

Wenigstens sind unsere Gasspeicher zu knapp 49 Prozent voll, was etwa einem halben Jahresverbrauch entspricht. 80 Prozent sollen es werden. Das hört man schon sehr lange. Wenn sich die OMV nun endlich bewegt und mehr aus Norwegen importiert, ist das eine erfreuliche Neuentwicklung. Aber der Schritt kommt reichlich spät, hoffentlich nicht zu spät.

Schließlich stehen die neuen, von der OMV ersteigerten Pipeline-Kapazitäten erst ab Oktober zur Verfügung. Das hängt zwar mit dem Zeitpunkt der Auktionen für das nächste Gasjahr (Oktober 2022 bis Ende September 2023) zusammen und ist also nicht Schuld der OMV.

Dennoch bleibt den Gas-Kunden, deren Rechnungen sich verzigfachen, damit weiter nur das Prinzip Hoffnung. Ob Putin den Gashahn bis dahin nicht schon längst zugedreht hat, steht nämlich in den Sternen.

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