Meinung

Nach der Niederlage: Des Teamchefs taktische Finesse

Der Trainer ist das schwächste Glied – das hat sich im Fußball immer wieder bewahrheitet. Wieso sollte es bei Ralf Rangnick anders sein? Kaum hat Österreichs gar nicht mehr so neuer Teamchef einen Fehler begangen, den nicht nur die spitzfindigsten aller Taktik-Nerds auch als solchen erkennen, hagelt es Kritik.

In der Tat: Rangnick hat gegen Kroatien beim Stand von 1:1 drei Spieler gewechselt, die taktische Formation adaptiert, damit eine (an diesem Tag!) gefestigte österreichische Mannschaft unnötig vor neue Aufgaben gestellt und das Spiel mit 1:3 verloren. Am Ende ist es das Ergebnis, das zählt. Und deshalb ist es erst gar nicht so bemerkenswert, wie schnell an dieser Stelle vergessen wird, dass es der selbe Trainer war, der die Mannschaft erst so eingestellt hat, dass sie eine Weltklasse-Mannschaft eine Stunde lang in Verlegenheit gebracht hat und dass es nicht ebendieser war, der zuvor zwei hochkarätige Chancen vernebelt hat.

Fehler gemacht haben vom Tormann bis zum Stürmer in dieser Nationalteamwoche sowieso alle. Übrigens auch die KURIER-Sportredaktion mit einer fehlerhaften Tabelle. Viel wichtiger ist ohnehin der Umgang damit. Wie das geht, hat übrigens der Teamchef gezeigt. Die Selbstkritik Rangnicks zeugte nicht nur von Größe, sondern auch von Schläue, weil er sie nicht erst auf Nachfrage, sondern proaktiv äußerte. Wer es schafft, seinen Kritikern derart den Wind aus den Segeln zu nehmen, bleibt vermutlich selbst recht lange an Bord.

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