Wie die Stadt klimafit wird – oder der Streit um ein großes Blumenkisterl
Von Julia Schrenk
Die Thaliastraße ist schon klimafit, die Lerchenfelderstraße soll bald klimafit sein und die Pötzleinsdorfer Straße wird gerade klimafit gemacht.
Sie merken, „klimafit“ ist das Wort der Stunde. Erstmals urkundlich erwähnt – zumindest in Wien – wurde es am 10. März 2021, bei der Präsentation der Pläne zum Umbau der Zollergasse.
Seitdem wurden Straßen begrünt, Radwege gebaut, Wartehäuschen bepflanzt, Parkplätze in Blumenbeete umgewandelt, riesige Bäume in ebenso riesige Tröge gesetzt.
Aber manchmal, da passieren selbst den klimafittesten Verantwortlichen kleine Malheure.
Etwa im 4. Bezirk. Die Umgestaltung der unteren Favoritenstraße ist nun abgeschlossen. Aber um die „Begrünung“ zu erspähen, muss man schon sehr genau schauen (siehe Foto des grünen Bezirksrats Florian Ledermann): Ein winziger Pflanzentrog steht auf dem Gehsteig.
Fast könnte man meinen, hier hat jemand sein Blumenkisterl fürs Fensterbrett vergessen.
Lustig ist das, weil vor nicht allzu langer Zeit Alessandro D’Ambrosio, Chef der Pizzeria Riva, dort, also direkt vor seinem Lokal, zwei Riesen-Pflanzenbeete mit Sitzmöglichkeiten aufstellen wollte.
Freilich kein erweiterter Schanigarten, sondern eine „konsumfreie Zone“, wie er sagt. Um diese Beete ist ein veritabler Streit zwischen d’Ambrosio und der Bezirksvorsteherin ausgebrochen. Er sagt, sie habe sein Ansuchen torpediert. Aus ihrem Büro heißt es, man wollte eines der Beete genehmigen, aber das sei d’Ambrosio zu wenig gewesen. D’Ambrosio jedenfalls zog sein Ansuchen zurück, der Bezirk nahm die Begrünung selbst in die Hand – und stellte besagtes Blumenkisterl vor die Pizzeria.
Nun folgt die Umgestaltung der Argentinierstraße. Begrünung ist geplant, Bürgerbeteiligung auch. Vielleicht geht’s diesmal ohne Streit um ein Blumenkisterl.