Wenn das Flugzeugtischchen als Polster-Ersatz herhalten muss
Von Agnes Preusser
Die Urlaubsgrüße meiner Schwester, die gerade in Chile weilt, haben mich gestern sehr erfreut: „Die Kunst auf dem kleinen Flugzeugtischchen schlafen zu können, die wir ja beide beherrschen, war wieder Gold wert!“.
Auf Reisen überall schlafen zu können, zählen M. und ich zu unseren größten Talenten. Im Flugzeug: Einfach das Tischchen im Flugzeug runterklappen, drauflegen, einschlafen. Ungemütlich, aber ausreichend. Nicht nur einmal haben wir von Mitreisenden neidische Blicke geerntet, wenn wir nach mehrstündigen Flügen quietschfidel und ausgeruht angekommen sind, während sie vollkommen übermüdet aus dem Flugzeug getaumelt sind.
Auch etwas anderes hat mich dieser Tage erfreut. Eine sehr höflich formulierte, aber bestimmte Durchsage in der Schnellbahn: „Wir möchten Sie daran erinnern, dass das Rauchen seit mehr als 15 Jahren verboten ist. Bitte hören sie mit diesem asozialen Verhalten auf.“ Der betreffenden Dame war das wohl nicht bestimmt genug. Sie hörte nicht auf zu rauchen, hatte obendrein (wie sich später herausstellte) auch keinen Fahrschein mit und wurde schließlich aus dem Zug komplementiert.
Im Flugzeug hingegen gibt es nach wie vor die leuchtenden Nichtraucher-Zeichen über jedem Sitz. Anscheinend muss das so sein, weil es wenigstens einen Hinweis auf das Rauchverbot geben muss, der für alle Passagiere in der Kabine deutlich lesbar ist. Warum? Traut man Passagieren nicht zu, sich über mehrere Stunden hinweg zu merken, dass sie nicht rauchen dürfen? Vielleicht rührt es auch daher, dass man renitente Menschen nicht so einfach aus dem Flugzeug werfen kann wie aus dem Zug.
Am wahrscheinlichsten ist aber: Einige schlafen auf Reisen so tief, dass sie nach dem Aufwachen so desorientiert sind, dass sie sich in einem Jahr vor dem Rauchverbot wähnen. Die ungemütlichen Flugzeugtischchen gab’s damals schließlich auch schon.
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