Meinung/Mein Tag

Mit Skiunterwäsche an der Ratsche für viel mehr als nur Gottes Lohn

Gründo. Na da würden die Wiener in meinem Favoriten aber schauen, wenn am Osterwochenende jemand in aller Früh mit einer ohrenbetäubend lauten Ratsche über den multi-kulturellen Reumannplatz ziehen würde. Nicht, dass die Lautstärke tagsüber da jemanden stören könnte. Aber um 5 Uhr in der Früh ist selbst auf diesem Hotspot der Kulturen nur wenig los. Dementsprechend kurz würde der Spaß angesichts der ringsum liegenden Wohnungen beziehungsweise der darin schlafenden und dadurch aufgeweckten Menschen wohl dauern.

Karfrei. Weitaus erbarmungsloser, oder besser: traditioneller, geht es da schon im Burgenland zu. Vielleicht ärgert sich auch dort der eine oder die andere über das frühe Wecken durch die Ratschenkinder. Insgesamt hat jedwedes Brauchtum am Land aber einen so hohen Stellenwert, dass sich der Ärger darüber in Grenzen hält. (Außer vielleicht, mensch kriegt einen Peitschenknaller beim Osterschnalzen ab – mehr dazu lesen Sie hier.)

Osterei. Vielmehr noch werden am Land die Bemühungen der Kinder, die sich da in ihren Osterferien frühmorgens in lange Unterwäsche und Skianzüge hüllen, reichlich belohnt. Und jetzt nicht nur mit Gottes Segen, sondern mit echter Marie. 776 wohlfeile Schilling (56 Euro) hat der Autor damals als zwölfjähriges Ratschenkind verdient (siehe Bild) – und auch gleich wieder ausgegeben. Für ein Brettspiel, das sich Carrom, Carambole oder Fingerbillard nennt. Warum das damalige Kind genau dieses Spiel wollte, weiß der heute Erwachsene nicht mehr. Wohl aber, dass er damit als Accessoire am Reumannplatz reüssieren könnte: Gilt das Spiel doch in Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Afghanistan, Burma und Nepal als Volkssport. Ein echtes Multikulti-Leben eben, und das schon immer – egal ob als Ratschen- oder Favoritnerkind.

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