Jubeln wie Messi – selbst wenn man das gar nicht verdient hat
Von Agnes Preusser
Lionel Messi hat sich am Sonntag also unsterblich gemacht. Schön für ihn. Aber auch in der eigenen Historie gibt es drei große sportliche Erfolge.
Erstens: Der Sieg beim Kinderskirennen in Südtirol.
Zweitens trug sich nach einer durchzechten Nacht zu. Es war zu einer Zeit, wo man wegen der eigenen Jugend nach übermäßigem Alkoholkonsum nicht nur nicht verkatert war, sondern am nächsten Tag auch voller Elan bei einem Hallenfußball-Turnier mitspielen konnte. Von der Promille-bedingten Sorglosigkeit beflügelt, schoss ich ein Tor. Es sollte das erste und letzte in meinem Leben gewesen sein.
Drittens ereignete sich beim Basketballspielen in der Volkshochschule. Die beste Freundin A. und ich gingen zu einem Probetraining – außer uns waren dort nur Männer, die keinen Hehl daraus machten, dass sie rein gar nichts davon hielten, jetzt mit uns spielen zu müssen. Vor dem Korb errang ich den Ball, woraufhin mich einer der Männer ungehalten anbrüllte, ich solle zu ihm passen.
Was dann passierte, schildert A. bis heute so: Ich blickte den Mitspieler voller eiskalter Todesverachtung an und warf den Ball gleichzeitig lässig zum Korb, der nicht in meiner Blickrichtung lag – und traf. Der Ball flutschte, ohne den Ring zu berühren, durchs Netz. Es folgte ehrfürchtige Stille und die Männer hatten fortan kein Problem mehr mit der Gleichberechtigung am Spielfeld.
Die Wahrheit der Heldinnengeschichte ist allerdings Folgende: Ich hatte den Mitspieler nicht voller Todesverachtung angeblickt, sondern konzentriert. Ich wollte nämlich eigentlich zu ihm passen. Der Ball kam mir beim Werfen nur aus und flog rein zufällig Richtung Korb.
Ich hab’ das natürlich nicht zugegeben. Warum sollen nur talentierte Menschen wie Messi jubeln dürfen?