Gegen die Zeit, hinter dem Käse oder trotz des Olivenöls
Im Grunde ist ja jede Sportart (fast) gleichermaßen skurril. Man jagt einem Ball nach, der manchmal nicht einmal rund ist; man fährt, schwimmt, rollt und gleitet gegen die Zeit, oder man schlägt sich gegenseitig, bis einer nicht mehr kann. Man muss manchmal schon in Geschichtsbüchern blättern, um dahinterzukommen, warum es manche Sportarten Woche für Woche auf den TV-Bildschirm schaffen oder andere Stadien füllen und einige nicht. Je nach Land und Sportart verdienen Protagonisten (Frauen zum Großteil nicht mitgemeint) sogar Millionen mit ihrer körperlichen Ertüchtigung.
Keine Millionen macht Florence Early. Und doch ist sie Vierfach- und damit Rekordsiegerin in ihrer Disziplin. Earlys große Leidenschaft ist das Käserollen, wie sie in der Netflix-Doku „We are the Champions“ völlig unironisch erzählt. 14 Teilnehmer jagen dabei auf dem steilen und holprigen Cooper’s Hill im Südwesten Englands bergab einem runden Hartkäse mit 30 cm Durchmesser nach (Bild oben). Sie purzeln, stolpern, fallen, rollen, stürzen ins Ziel, brechen sich dabei nicht selten Knochen und reißen sich Bänder – und machen es Jahr für Jahr wieder. Angeblich seit 700 Jahren, eine alte britische Tradition, heißt es.
Olivenöl
Auch andere Wettkämpfe, die aus manchem Blickwinkel skurril wirken mögen, haben lange Traditionen – wie etwa das Öl-Ringen in der Türkei und in Teilen Bulgariens. Es gewinnt, wer beide Schultern des mit Olivenöl eingeschmierten Gegners zu Boden drückt oder ihn aufhebt und drei Schritte weit trägt. Das Öl-Ringen gilt als eine der schwierigsten Disziplinen im Ringen. Als die Türkei 1960 Öl-Ringer zu den Olympischen Spielen nach Rom schickte, gewannen die dort sieben Goldmedaillen.