Frostiger Frühling, bleib uns treu, die Stadt ist (noch) nicht klimafit
Von Michael Hammerl
Kanzler und Minister wetteifern um Frohbotschaften, doch das gemeine Volk erquickt dies nicht. Warum? Nun, wir haben den kältesten Frühling seit 25 Jahren hinter uns. Im Schanigarten friert der Spritzer ein, aus Schnitzel wird Saftfleisch und der Wandersmann am Hermannskogel braucht Steigeisen. Müsste sich St. Pöltens oberster Ballsport-Philosoph Frenk „Frenkie“ Schinkels eine elaborierte Meinung zu den hiesigen Temperaturen bilden, er würde schlussfolgern: „Schleicht’s euch!“
Wir raunzen zu Recht, doch: Man muss kein Nostradamus oder Horx sein, um vorherzusehen, dass wir diesen Frühling – powered by Wien Energie – bald vermissen werden. Europa hat die Hitzewelle nur verpasst. In Teilen der Arktis wurden zuletzt mehr als 30 Grad Celsius gemessen und Temperaturrekorde genauso vernichtet, wie reichlich Permafrost.
Auch in Wien waren vor der Pandemie Hitzetote die größte Sorge. Was hilft? Sprühnebel oder Gürtelpool? Neuer, teurer Radweg?
Die Pferdestärken der Zukunft
Gottlob, die Vorschläge der rot-pinken „Fortschrittskoalition“, wie die Stadt sauberer und kühler werden soll, gehen darüber hinaus. Schauen wir uns nur eine Sache an, die trotz Corona nicht nachließ: Individualverkehr.
Der führt künftig über das Elektroauto. Ab 2025 sollen zum Beispiel nur noch E-Taxis und E-Uber durch Wien schleichen. Eine andere charmante Alternative muss noch auf ihre touristische Tauglichkeit geprüft werden: E-Fiaker. E-Pferdestärken benötigen Strom. Ende 2020 gab es in Wien rund 1.000 Ladestellen. Bis 2030 braucht es in ganz Österreich laut einer Studie der Boston Consulting Group zumindest 30.000 Stationen – Kalkulation ohne Fiaker. Eine Menge Holz.
Bitter: All das reicht leider nicht, solange Pkw-Pendler nicht die Schiene für sich entdecken.