Feministinnen, ihr seid so scheinheilig!
Von Laila Docekal
Schon seit über vier Monaten riskieren die Frauen und Männer im Iran ihr Leben, sobald sie für mehr Frauenrechte auf die Straße gehen oder in den sozialen Medien etwas dazu posten.
Überraschend wenig hört man dazu von Seiten der ach so woken Feministinnen und Feministen. Bei anzüglichen Kommentaren, Grapschern und dem Binnen-I waren #Aufschrei und #MeToo unüberhörbar und überall präsent. Und jetzt? Was kümmern uns Frauenrechte über unserem Tellerrand, oder wie?
Darmblutungen nach Vergewaltigung mit Flaschen und anderen Gegenständen gehören bei politischen Gefangenen im Iran zu den häufigsten Verletzungen. Besonders junge Frauen und Männer sollen so gebrochen werden – wie ihre Rippen und Gliedmaßen. Oder ihre Zähne, die ausgeschlagen werden. Bei Zusammenstößen auf der Straße wird Frauen vorzugsweise ins Gesicht oder in Richtung der Geschlechtsteile geschossen ... Anstatt die sogenannte Sittenpolizei – wie in der gestreuten Fake-Nachricht – abzuschaffen, wurden die Regelungen sogar verschärft.
Wo bleibt hier der Aufschrei der Weltverbesserer-Community? In ihrer sicheren Blase gibt’s zwischen Feelgood-Bildern und Klimawandel-Warnungen allenfalls ein betretenes Posting mit einem entrüsteten Solidaritätsbekenntnis. Mehr fällt euch nicht ein? Prominente und Politiker in aller Welt haben sich an die Seite der Bevölkerung gestellt: Sie haben politische Patenschaften übernommen, Briefe und Postings verfasst, um die Freilassung von Gefangenen zu fordern oder zumindest die Aufhebung ihrer Todesstrafe – immer wieder mit Erfolg! So ein Posting kostet einen 30 Sekunden. Frauen aus Krisengebieten von Afghanistan über die Ukraine bis nach Zimbabwe haben sich öffentlichkeitswirksam für die Iranerinnen eingesetzt.
Da passiert gerade eine feministische Revolution und welche Gruppe setzt sich am wenigsten dafür ein? Die sogenannten Feministinnen und Feministen. Was für ein Armutszeugnis.