Meinung/Mein Tag

Ein kleiner Schnitt für die Männlichkeit

Der P. hat’s gemacht – da hat’s zwar kurz ein bisserl wehgetan, aber jetzt ist er froh, dass er es hinter sich hat. Dann hat sich der M. getraut und dabei quasi nichts gespürt, dafür ist er jetzt umso entspannter. Nun liebäugeln E. und F. auch damit, aber sie zieren sich noch.

In der Theorie klingt es ja einfach: Ein kurzer Besuch beim Arzt und sie müssen sich keine Gedanken mehr über Verhütung machen. Die Familienplanung ist abgeschlossen, also wozu sich noch mit lästigen Themen wie der Pille oder der Spirale quälen – noch dazu, wenn die Partnerin das nicht mehr verträgt oder ihr sogar ärztlich davon abgeraten wird? Nebst Enthaltsamkeit sind Kondome eine Lösung, aber in langjährigen Beziehungen meist eher lästig als lustig.

Die Vasektomie – der kleine Eingriff beim Urologen, der das Problem löst – wird immer häufiger genutzt, aber meist erst dann, wenn im Freundeskreis schon jemand gute Erfahrungen gemacht hat.

Woran scheitert es bei den anderen Männern? Die Schwierigkeit ist: Während Frauen sich von Jugendtagen daran gewöhnen (müssen), dass sie sich im Idealfall ein Mal jährlich mit speziellem Werkzeug im Intimbereich untersuchen lassen, ist Männern diese Art von ärztlicher Zuwendung eher fremd. Um nicht zu sagen, unheimlich.

Und dann geht es um einen Eingriff, der sich nicht nur körperlich auswirkt, sondern auch auf psychischer Ebene: Immerhin geht es um den viel gepriesenen männlichen Urtrieb, die Fortpflanzungsfähigkeit. Da spielen viele – durchaus verständliche – Ängste rund um mögliche Auswirkungen auf Potenz und Erektionsfähigkeit mit.

Tausende Eingriffe weltweit belegen inzwischen aber das genaue Gegenteil: Im Idealfall wird das Sexleben ohne Sorge um eine ungewollte Schwangerschaft sogar beflügelt. Wer im Kopf frei ist, kann sich besser fallen lassen. Das bestätigen auch P. und M.

laila.docekal@kurier.at