Ein bisschen mehr Mut täte auch den Grünen tut
Von Julia Schrenk
Teil I. Die Geschichte vom hässlichen Entlein kennen Sie wahrscheinlich: Niemand mochte das Entlein, es wurde beschimpft, man wollte es loswerden. Bis sich am Ende herausstellte, dass das hässliche Entlein der schönste Schwan von allen war.
Bei der Mariahilfer Straße verhielt es sich ganz ähnlich: Niemand würde mehr dort einkaufen, die Geschäfte sterben, daraufhin die gesamte Straße brachliegen, weswegen die ganze Stadt dem Untergang geweiht wäre.
So ungefähr lautete die Kritik, als Wiens erste rot-grüne Stadtregierung verkündete, die Mariahilfer Straße verkehrsberuhigen zu wollen. Für ihre Idee hat man die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou damals durchs Dorf getrieben. (Ausschließlich sie übrigens, oder hat jemals jemand Bürgermeister Häupl für die neue Mahü geschimpft?)
Teil II. Und jetzt? Sieben Jahre später?
Da wollen die Grünen an ihren Erfolg von damals anknüpfen und auch die Äußere Mariahilfer Straße verkehrsberuhigen:
123 Bäume sollen auf der 1,6 Kilometer langen Straße gepflanzt, Autos via Ampelschaltung ausgebremst, Parkplätze verbannt und Tempo 30 eingeführt werden.
Die Begegnungszone an sich soll vom Gürtel bis zur Gerstnerstraße reichen, also bis nach dem Ikea. Die Begegnungszone in der Äußeren Mahü wäre damit etwa 350 Meter lang. Nur 350 Meter.
Die Mariahilfer Straße zu einer Begegnungszone umzubauen war wegweisend. Statt der Autos stauen sich dort jetzt die Menschenmassen, die endlich Platz bekommen haben.
Der Umbau ist nicht nur der größte Erfolg von Maria Vassilakou, sondern auch der Wiener Grünen bisher. Wollen sie daran anschließen, müssen sie sich mehr trauen, als eine Mini-Begegnungszone zu fordern. Sonst wird aus dem hässlichen Entlein Äußere Mahü eher kein schöner Schwan.