Meinung/Mein Tag

Die moderne Version vom „Haus, das Verrückte macht“

 Asterix-Fans kennen den Passierschein A38. Also jenes Formular, das man angeblich im „Haus, das Verrückte macht“ bekommt – und dann so lange von Schalter zu Schalter im Kreis geschickt wird, bis man seinen Verstand verliert, weil es eben unmöglich ist, dieses Formular auch wirklich zu bekommen.

Die moderne und reale Version vom „Haus, das Verrückte macht“ sind Telefon-Hotlines. Kürzlich habe ich einen Freund an eine solche verloren. Das Problem: Das Internet funktionierte nicht. Dass Freund A. selbst etwas kaputt gemacht hat, stand nicht zur Debatte, er ist ITler.

Bei der Hotline wollte man ihm zunächst eine neue Simkarte andrehen. Nachdem er mehrmals und nachdrücklich erklärt hatte, dass er die nicht brauche, war die Dame am anderen Ende der Leitung mit ihrem Latein am Ende. „Weil sie angerufen haben, bekommen sie aber vier Wochen ein Gratis-Abo vom Streamingdienst „Canal+“, sagte sie.

Zum einen wollte er das nicht, zum anderen stellte sich später heraus, dass er das unerwünschte Geschenk-Abo selbst kündigen muss, weil es sonst automatisch kostenpflichtig wird. Tolles Versöhnungsgeschenk.

A. wurde (nach einem Wutanfall) zur Produktabteilung weitergeleitet, wo ihm verständnislos gesagt wurde, dass man hier nicht für ihn zuständig sei. Er: „Ich wurde vom Support weitergeleitet.“ Antwort: „Dann hat der keine Ahnung.“ Damit wurde er wieder an den Support verwiesen, wo man ihm erklärte, dass wohl der „Second-level-Support“ (was auch immer das sein mag) weiterhelfen könne. Zu diesem, wurde erklärt, könne man ihn aber nicht durchstellen, er werde zurückgerufen.

Der Hinweis, dass ihm schon bei seinem ersten Versuch vor Wochen ein Anruf des „Second-level-Supports“ versprochen wurde, der nie gekommen war, wurde mit einem „Da müssen Sie mir wohl vertrauen“ abgewürgt. Er wurde natürlich nicht zurückgerufen. Seitdem habe ich A. nicht mehr gehört. Wahrscheinlich ist er verrückt geworden. Oder er schaut „Canal +“.

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