Der Zauber schöner Erinnerungen
Von Laila Docekal
Diese Ansage eines Moderators im Radio hat mich neulich in aller Früh irritiert: Hier kommt der Satz, den alle Eltern in den Ferien fürchten: „Mir ist laaangweilig!“ Dem muss ich aus tiefstem Herzen widersprechen, denn gerade Langeweile gehört doch zu den wichtigsten – und aktuell leider seltenen – Erfahrungen, die ein Kind derzeit machen kann.
Bevor nur ein Funken an Langeweile aufkommen kann, hat es ein Handy in der Hand und taucht ohne jegliches Zeitgefühl in den Bildschirm, vergisst die Welt und das Leben um sich herum. Und ist es nicht das Handy, sind die bemühten Eltern im Dauerbespaßungsstress, um in den Ferien möglichst täglich ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Vor lauter Terminen kann sich nur leider niemand erinnern, was erst vor drei Tagen oder gar vor drei Wochen unternommen wurde.
Dabei sammeln wir die schönsten Ferienerinnerungen doch in jenen stillen Momenten, wo gerade wenig passiert, oder mit unerwarteten Erlebnissen. Als etwa auf dem Heimweg von keine Ahnung woher plötzlich ein Sommerregen einsetzte und wir ihm zuerst ausweichen wollten, aber dann doch die warmen Tropfen auf der Haut genossen, gemeinsam durch die Wasserlacken hüpften und klitschnass daheim ankamen.
Oder als ich unzählige Papierflieger bastelte, um die beste Falttechnik herauszufinden. Als ich sie vom Dach fliegen ließ, mir mein Wohnungsschlüssel aus der Hand fiel und ich lange in den Büschen vor dem Haus suchen musste – was für eine Freude, als er einen Sonnenstrahl reflektierte.
Der Zauber der schönen Erinnerungen liegt darin, dass sie nicht geplant waren. Und wer lernt, Langeweile auszuhalten, lernt nicht nur mit sich selbst was anzufangen, sondern auch diese Momente zu sehen.